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Die Ära der Silver Worker – Erfahrung als wertvolles Kapital

Demografischer Wandel und Fachkräftemangel

In einer Zeit, in der die Diskussion über eine längere Lebensarbeitszeit an Dynamik gewinnt, rückt eine demografische Gruppe besonders in den Fokus: Die Silver Worker, also ältere Arbeitnehmer kurz vor oder im Rentenalter, die weiterhin im Berufsleben aktiv bleiben. Diese Entwicklung wirft nicht nur Fragen zur Rentenpolitik und zur Arbeitsmarktstruktur auf, sondern verdeutlicht auch das immense Potenzial, das in der Erfahrung und dem Wissen älterer Arbeitnehmer liegt.

Silver Worker

Foto: sorapop – stock.adobe.com​

Die Idee einer längeren Lebensarbeitszeit ist nicht nur eine Antwort auf demografische Veränderungen, sondern auch auf die steigende Lebenserwartung und den Bedarf an Fachkräften in vielen Branchen. Die Silver Worker könnten eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese Lücke zu füllen. Im Gegensatz zu jüngeren Arbeitnehmern verfügen sie über einen reichen Erfahrungsschatz, der nicht nur auf theoretischem Wissen, sondern auch auf praktischen Einsichten und bewährten Lösungsansätzen beruht. Diese Erfahrung kann dazu beitragen, Fehler zu vermeiden, effizientere Arbeitsprozesse zu entwickeln und die Qualität der Arbeit insgesamt zu steigern. 

Geringeres Leistungsvermögen im Vergleich 

Ein oft diskutierter Aspekt im Zusammenhang mit älteren Arbeitnehmern ist ihr potenziell geringeres physisches und psychisches Leistungsvermögen im Vergleich zu jüngeren Kollegen. Dies ist zweifellos ein wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss. Unternehmen müssen je doch erkennen, dass dies nicht zwangsläufig bedeutet, dass ältere Mitarbeitende weniger produktiv oder weniger wertvoll sind. Vielmehr sollten sie Strategien entwickeln, um die Stärken älterer Arbeitnehmer zu nutzen und gleichzeitig ihre Schwächen auszugleichen. Dies kann beispielsweise durch die Anpassung von Arbeitszeiten, die Ergonomie am Arbeitsplatz oder die gezielte Weiterbildung geschehen, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. 

Ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist der Wissens- und Erfahrungstransfer innerhalb der Organisation. Dies wird umso wichtiger, wenn ältere Mitarbeitende das Unternehmen verlassen oder in den Ruhestand treten. Hier bieten sich verschiedene strategische Überlegungen an. Zum einen können Mentorship-Programme etabliert werden, bei denen erfahrene Mitarbeitende ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an jüngere Kollegen weitergeben. Zum anderen können Unternehmen auf Technologien wie Wissensmanagement-Systeme setzen, um das Erfahrungswissen zu dokumentieren und für zukünftige Generationen von Mitarbeitenden zugänglich zu machen. 

Wertvolle Ressource 

Insgesamt ist es an der Zeit, die Silver Worker nicht als Belastung zu betrachten, sondern als wertvolle Res source, die es zu nutzen gilt. Ihr Bei trag zur Arbeitswelt kann nicht nur helfen, den Fachkräftemangel zu mildern, sondern auch die Qualität und Effizienz von Unternehmen zu steigern. Es liegt an den Unternehmen, diese Potenziale zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um von der Erfahrung und dem Wissen älterer Arbeitnehmer zu profitieren. 

Arbeitsbedingungen sind mitentscheidend 

Für eine Studie wurden Menschen zwischen 53 und 59 Jahren gebeten, einzuschätzen, wie lange sie noch arbeiten können. Dabei unterschieden sich die Angaben verschiedener Berufsgruppen deutlich. Ärztinnen und Ärzte schätzten zum Beispiel, durch schnittlich vier Jahre länger arbeiten zu können als Beschäftigte in der Krankenpflege. Dies bietet interessante Rückschlüsse auf die Arbeitsbedingungen, wie der neue Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt. 

Mitautor Dr. Götz Richter nennt auch Beispiele aus der Dienstleistungsbranche, die oft fälschlich mit Bürojobs in Verbindung gebracht wird. Bei der Paketzustellung oder in der Reinigung kämen ältere Menschen schnell an ihre körperlichen Grenzen. Leider fehle es vielen Führungskräften und Personalverantwortlichen im Dienstleistungssektor noch am notwendigen Wissen über gesunde Arbeitsgestaltung. Anders sähe es in der Industrie aus. Und auch im Handwerk gebe es vielfach gute Kenntnisse, wie man Arbeit so gestalten kann, dass die Mitarbeitenden lange und gesund arbeiten können. 

Alters- und alternsgerechte Arbeitswelt: eine Zukunftsvision? 

Was das Schaffen von Möglichkeiten für ältere Beschäftigte angeht, könnten wir noch viel flexibler werden und so dazu beitragen, dass sie länger in Arbeit bleiben, so Richter. Und von dem, was für die Älteren gut ist, profitieren auch die Jüngeren. Es lohnt sich für Unternehmen, in Maß nahmen der gesundheitsgerechten Arbeitsgestaltung zu investieren. Insofern ist das keine Zukunftsvision, sondern eine Gegenwartsaufgabe. (tl) 

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