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Zu wenige Bewerber und Probleme mit der Ausbildungsfähigkeit

Problemfall Ausbildungsmarkt

Der Ausbildungsmarkt ist anspruchsvoller geworden aufgrund der demografischen Entwicklung, die zu einem Rückgang an Auszubildenden führt. Personalverantwortliche kämpfen mit einem Mangel an Bewerbungen auf ihre Ausbildungsangebote. Und dann gibt es auch noch Probleme mit der Ausbildungsfähigkeit der Azubis.

Zu wenige Bewerber und Probleme mit der Ausbildungsfähigkeit

Foto: ehrenberg-bilder – stock.adobe.com

Fast alle Unternehmen intensivieren ihre Bemühungen, geeignete Auszubildende zu finden, und suchen nach neuen Strategien, so VWT-Präsident Hartmut Koch. Die duale Berufsausbildung ist allerdings für viele Mitgliedsunternehmen unverzichtbar, um dem Bedarf an Fachkräften entgegenzuwirken. Für das Ausbildungsjahr 2023 boten drei Viertel der befragten Unternehmen Ausbildungsplätze an, wobei knapp 44 Prozent diese teilweise oder komplett besetzen konnten, während knapp 13 Prozent keinen Erfolg bei der Stellenbesetzung hatten.

Unternehmen versuchen verstärkt, neue Bewerbergruppen anzusprechen, insbesondere Studienabbrecher, junge Frauen und Abiturienten. Um die Chancen auf die Gewinnung geeigneter Auszubildender zu erhöhen, machen Firmen die Ausbildung attraktiver, beispielsweise durch Wohnraumangebote, finanzielle Anreize und Gesundheits- sowie Weiterbildungsangebote, so der Präsident.

Es fällt auf, dass Schulabgänger oft nachqualifiziert werden müssen, da mehr als die Hälfte der Befragten Schwierigkeiten in MINT-Fächern und persönlichen Kompetenzen feststellt. Über 90 Prozent der Unternehmen unterstützen aktiv die Berufsorientierung durch verschiedene Maßnahmen. Um die Berufsorientierung zu verbessern, fordern Unternehmen eine verstärkte Kooperation zwischen Betrieben und Berufsschulen sowie eine erhöhte Bekanntheit der Ausbildungsbetriebe und -berufe.

Gut für Bewerber, schlecht für Unternehmen

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass auf 100 Ausbildungsstellen derzeit 57 Bewerber kommen, was eine gute Ausgangslage für Bewerber darstellt, können sie doch nahezu zwischen zwei Ausbildungsplätzen wählen. Für Thüringer Unternehmen bleibt die Suche nach geeigneten Auszubildenden hingegen herausfordernd, insbesondere bei der Identifizierung neuer Bewerbergruppen und der Nachqualifizierung von Auszubildenden. Steffi Henkel, Personalleiterin bei der Firma Paatz Viernau aus Steinbach-Hallenberg, sieht auch die Berufsschulen in der Pflicht. Dort müssten die Lehrpläne an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden. Sie berichtet auch von einem neuen Ausbildungskonzept in ihrem Unternehmen, das auf die potenziellen Azubis zugeschnitten ist und auf den Aufbau von Beziehungen sowie aktive Ansprache über verschiedene Kanäle setzt.

Sind ausländische Azubis eine Alternative?

Angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung in Thüringen sind Unternehmen zunehmend auf Arbeitskräfte aus anderen Ländern angewiesen. Hier soll die sogenannte „German Professional School“ (GPS) ansetzen. Sie öffnete am 1. März 2024 an vier Orten ihre Schultore: in Eisenach, Mühlhausen, Gotha und Jena. Die GPS soll in Thüringen sowohl Flüchtlinge als auch junge Menschen aus Nicht-EU-Ländern auf eine Berufsausbildung vorbereiten und sie an lokale Unternehmen vermitteln.

Was kann die GPS leisten?

Das Programm der GPS umfasst eine intensive Betreuung bis zum Start einer Berufsausbildung. Die Teilnehmenden müssen zuerst einen Auswahlprozess durchlaufen. Der Lehrplan beinhaltet Sprachunterricht bis mindestens Niveau B2, interkulturelle Kompetenzen, grundlegendes Wissen über Deutschland und Thüringen, sowie Maßnahmen zur Integration. Diese Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und Kommunen durchgeführt. Wichtige Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Zudem wird ermittelt, welche individuellen Fähigkeiten und Bildungsstände die Bewerberinnen und Bewerber haben. Es werden Praktika und Netzwerkveranstaltungen mit lokalen Firmen und Berufsschulen organisiert. Anschließend vermittelt die GPS die Teilnehmenden an Ausbildungsbetriebe. Während der gesamten Vorbereitungszeit müssen die Bildungseinrichtungen eine durchgehende sozialpädagogische Betreuung gewährleisten

Hilfe von erfahrenen Senioren

Egal ob einheimische oder ausländische Azubis: Wenn es in der praktischen Ausbildung hakt, kann man sich Hilfe von berufserfahrenen Senioren beim Senior Expert Service (SES) holen. Der SES ist eine gemeinnützige Organisation, die sich dafür einsetzt, das Wissen und die Erfahrung von Ruheständlern für gemeinnützige Projekte und soziale Zwecke zu nutzen. Ein bemerkenswertes Projekt des SES ist VerAplus, das darauf abzielt, junge Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen. VerAplus ist eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Projekts VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen). Es bietet zusätzliche Unterstützung für Auszubildende, die mit Herausforderungen während ihrer Ausbildung konfrontiert sind. Erfahrene Seniorinnen und Senioren, die über ein breites Spektrum an Berufs- und Lebenserfahrung verfügen, engagieren sich ehrenamtlich als Mentoren und stehen den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite.

Die Hauptziele von VerAplus

Individuelle Unterstützung:

Die Senioren-Mentoren bieten den Auszubildenden eine individuelle Betreuung und Beratung an. Sie stehen als erfahrene Ansprechpartner zur Verfügung, um Probleme zu lösen, Fragen zu beantworten und praktische Ratschläge zu geben.

Stärkung der Ausbildungsmotivation:

Durch die persönliche Unterstützung und Ermutigung sollen die Auszubildenden motiviert werden, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die Mentoren helfen dabei, Selbstvertrauen aufzubauen und persönliche Ziele zu definieren.

Förderung von Soft Skills:

Neben fachlichen Kenntnissen ist es wichtig, auch soziale und persönliche Kompetenzen zu entwickeln. Die Senioren-Mentoren unterstützen die Auszubildenden dabei, ihre Soft Skills wie Kommunikation, Teamarbeit und Konfliktlösung zu verbessern.

Prävention von Ausbildungsabbrüchen:

Durch die gezielte Unterstützung sollen Ausbildungsabbrüche vermieden werden. Die Mentoren helfen den Auszubildenden dabei, schwierige Phasen zu überwinden und Lösungen für auftretende Probleme zu finden.

VerAplus ist ein erfolgreiches Projekt, das bereits vielen jungen Menschen geholfen hat, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die positive Wirkung der persönlichen Betreuung durch erfahrene Mentoren zeigt sich in einer erhöhten Ausbildungsmotivation, gesteigertem Selbstbewusstsein und einer verbesserten Ausbildungszufriedenheit bei den Teilnehmenden.

Durch die Kombination von Erfahrung und Engagement tragen die Seniorinnen und Senioren des Senior Expert Service maßgeblich dazu bei, dass junge Menschen ihre beruflichen Ziele erreichen können. VerAplus ist somit ein inspirierendes Beispiel für generationenübergreifende Zusammenarbeit und den wertvollen Beitrag älterer Menschen zur Förderung der nächsten Generation. (tl)

Weitere Informationen:
https://www.german-professional-school.de/ 
https://ses-bonn.de/

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