Innovationszentrum für textile Kreislaufwirtschaft eröffnet
DICE setzt neuen Maßstab für „Thüringen-Geschwindigkeit“
Foto: Online-Redaktion I WIRTSCHAFTSSPIEGEL
Der moderne Neubau ist die bisher größte Einzelinvestition des TITK. Von den Gesamtkosten in Höhe von 11,5 Millionen Euro stammen 8 Millionen Euro aus Fördermitteln des Freistaats Thüringen – ein klares politisches Bekenntnis zur Stärkung der regionalen Innovationskraft.
Ein Projekt in Rekordzeit
Der Bauverlauf war bemerkenswert. Mit sichtbarem Stolz berichtete TITK-Direktor Redlingshöfer, dass „Zeit und Budget konsequent im Plan“ lagen. Seine früh ausgesprochene Zusage, die Einweihung noch im selben Jahr feiern zu können, erwies sich als präzise Prognose – und als eindrucksvolle Demonstration der oft beschworenen „Thüringen-Geschwindigkeit“. Realisiert wurde das Bauvorhaben komplett durch Unternehmen aus dem Freistaat.
Auch Ministerpräsident Voigt betonte die strategische Bedeutung: Das DICE sei „ein starkes Signal für Thüringens Innovationskraft“, ein Ort, an dem Forschung unmittelbar in industrielle Anwendungen überführt werde. Die schnelle Umsetzung zeige, dass Thüringen Tempo, Effizienz und Gestaltungswillen verbinde.
Technologiezentrum mit internationalem Anspruch
Der Neubau umfasst ein viergeschossiges Labor- und Bürogebäude sowie eine 1.000 Quadratmeter große Versuchshalle. Dort entstehen künftig technologisch anspruchsvolle Demonstrations- und Pilotlinien für Polyesterrecycling, Baumwollrecycling und die Erforschung alternativer Zellstoffquellen.
Zudem erhält das TITK erstmals eine eigene Zellstoffkocherei, die 2026 in Betrieb gehen soll. Damit stärkt das Institut seine Position im globalen Wettbewerb um nachhaltige Cellulosefasern, textile Kreisläufe und ressourcensparende Produktionstechnologien.
Redlingshöfer zeigt sich überzeugt, dass das DICE „das national und international führende Innovations- und Demonstrationszentrum“ für umweltfreundliche Prozesse zur Herstellung von Chemiezellstoff und nachhaltigen Cellulosefasern werde. Thüringen, so der Institutsleiter, sei damit einmal mehr Impulsgeber für industrierelevante Zukunftstechnologien.
Drei Jahrzehnte Know-how als Fundament
Das TITK forscht seit über 30 Jahren an Cellulose-basierten Textilfasern. Heute werden Lyocellfasern längst nicht mehr ausschließlich aus Holz, sondern unter anderem aus schnellwachsendem Hanf gewonnen. Jüngster Meilenstein: Auf der Expo 2025 in Osaka präsentierte das TITK das weltweit erste Poloshirt aus dreifach recycelter Hanf-Lyocell-Faser (Lyohemp®) – ein praxisnaher Beweis für funktionierende textile Kreisläufe.
Regionale Wertschöpfung, globale Relevanz
Mit DICE nimmt das Institut eine Schlüsselrolle bei einem der größten Herausforderungen der Branche ein: dem Recycling von Mischtextilien. Redlingshöfer formuliert den Anspruch klar: „Geschlossene regionale Stoffkreisläufe – ökologisch wie ökonomisch tragfähig.“
Der Fokus reicht dabei bewusst über klassische Bekleidung hinaus. Auch Anwendungen in Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie im Verteidigungssektor rücken in den Blick. Regionale Nähe wird hier zum Resilienzfaktor – ein Wettbewerbsvorteil in volatilen Lieferketten.
Breites Netzwerk aus Industrie und Forschung
Bereits 63 Partner haben ihre Zusammenarbeit mit dem DICE zugesagt. Darunter sind globale Marken wie Adidas, Vaude, Continental und Head ebenso wie Forschungseinrichtungen, Verbände und branchenrelevante Netzwerke. Das neue Zentrum wird damit zum Katalysator für Innovationscluster, Wertschöpfungsbündnisse und anwendungsnahe Entwicklung in Thüringen.
