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Projekt Innofarm

Mit innovativen Formen von Arbeit dem Fachkräftemangel begegnen

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts InnoFARM haben drei Thüringer KMU innovative Formen von Arbeit getestet. Ein Team der TU Ilmenau hat die dabei gemachten Erfahrungen ausgewertet und in einem Methodenbaukasten aufbereitet. Professor Norbert Bach, der das Projekt leitet, zieht eine vorläufige Bilanz.

Fachkräftesicherung durch innovative Arbeitsmodelle

Mit Hilfe neuer Formen von Arbeit können mit den vorhandenen Fachkräften bessere und innovativere Ergebnisse erzielt werden. Gleichzeitig erhöhen Arbeitsplätze, bei denen sich die Mitarbeitenden einbringen können, die Attraktivität als Arbeitgeber.

Das Projekt InnoFARM ist Teil der ersten Förderrunde „Arbeitsforschung“
der Programmlinie REGION.innovativ des BMBF. Die geförderten Initiativen erarbeiten neue Instrumente und Modelle der Arbeitsgestaltung und erproben diese pilothaft in den beteiligten Unternehmen. Im Projekt InnoFARM haben sich unter der Koordination der TU Ilmenau die DEGUMA Schütz GmbH in Geisa, die LINDIG Fördertechnik GmbH aus Eisenach und die SEALABLE Solutions GmbH aus Walters hausen zusammengetan, um Innovative Formen von Arbeit im Mittelstand (InnoFARM) auszuprobieren und auf Basis der erzielten Ergebnisse mit anderen Unternehmen aus der Region die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft in Angriff zu nehmen.

Prof. Norbert Bach leitet das Projekt an der Technischen Universität Ilmenau
Prof. Norbert Bach | Foto: TU Ilmenau
Anlass des Projekts InnoFARM war der spürbare Fachkräftemangel in Thüringen. Ein Weg mit dieser Problematik umzugehen besteht darin, die vorhandenen Mitarbeitenden ihren Qualifikationen entsprechend effektiver und effizienter einzusetzen. Lässt sich dieser Grundgedanke umsetzen, können Unternehmen trotz Fachkräftemangel sogar innovativere Leistungen für ihre Kunden erbringen.

Pilotprojekte von InnoFARM

Ein Beispiel für ein Pilotprojekt im Rahmen von InnoFARM ist die Selbstorganisation in der Fertigung, die bei der SEALABLE Solutions GmbH genutzt wurde. Einerseits war man anhand von Erfahrung und Nutzung von REFA-Methoden davon überzeugt, die Fertigung sei bereits optimal organisiert. Andererseits wurden unterschiedliche Leistungen zwischen den Teams und durchaus längere Pausenzeiten einzelner MitarbeiterInnen beobachtet. Die Geschäftsführung nahm einen durch Materialengpässe gefährdeten Liefertermin zum Anlass, die Aus führenden selbst um Ideen zu bitten, wie unter Einhaltung aller arbeitsrechtlichen Vorschriften die Mitarbeiterkapazität in den Schichten besser genutzt und die Maschinen still stand zeit reduziert werden könnte. Die Mitarbeitenden zeigten auf, dass die bisherige Arbeitsorganisation nach REFA zwar den Einzelarbeitsplatz optimiert, jedoch Potenziale auf der Gruppen- oder Schichtebene vernachlässigt hatte. Der Vorschlag, die vorgeschriebenen Pausenzeiten in Selbstorganisation der Mitarbeitenden einer Schicht wechselseitig zu überbrücken, konnte sofort umgesetzt werden. So konnte die Maschinenstillstandzeit um 30 Prozent reduziert werden.

Die Idee der selbstorganisierten Pausenüberbrückung wurde anschließend auf weitere Fertigungsbereiche übertragen. Dabei zeigte sich, dass die erzielbaren Einspareffekte stark davon abhängen, ob die verfügbare Personalkapazität der einzige limitierende Faktor ist. Die Überwindung eines Engpassfaktors führt in der Regel dazu, dass andere, bisher als unkritisch gesehene Prozesse, neu durchdacht werden müssen. Dabei kann wiederum auf das Wissen und die Kenntnisse der Mitarbeitenden gesetzt werden – diese wissen um Details, die von der Vorarbeiter- und Meisterebene leicht übersehen werden können.
Ausgangspunkt des InnoFARM Projekts
LINDIG Fördertechnik GmbH
Fotos: TU Ilmenau

Die LINDIG Fördertechnik GmbH hat nach Möglichkeiten gesucht, Entscheidungen so zu treffen, dass sie möglichst im ersten Anlauf von den Mitarbeitenden akzeptiert und umgesetzt werden. Die Kernidee lautet, dass man einen höheren Aufwand und Zeitbedarf für die Entscheidungsfindung in Kauf nimmt, wenn sich dies in einer beschleunigten Umsetzung niederschlägt. In Abhängigkeit von der Art der Entscheidung kommen bei LINDIG sowohl das sogenannte Konsent-Prinzip als auch das Systemische Konsensieren zum Einsatz. Beide Verfahren der Entscheidungsfindung fokussieren nicht auf Zustimmung, sondern zielen darauf ab, Einwände zu erfassen, Fehlentscheidungen zu verhindern und Widerstände unter den Mitarbeitenden bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Beide Verfahren haben sich bei LINDIG im praktischen Einsatz bewährt. Bei Entscheidungen, die von vielen Akteuren umgesetzt und mitgetragen werden müssen, hat das Mehrheitsprinzip ausgedient.

Ein Methodenbaukasten – viele Möglichkeiten

Zugang zu dem erarbeiteten Methodenbaukasten erhalten Thüringer KMU über die Internetplattform ThAFF InnoNET. Die in der Testphase gesammelten Erkenntnisse dienen als Ausgangspunkt für den Aufbau einer Community, die sich der gemeinsamen Gestaltung der Arbeitswelt von morgen in Thüringen widmet. Interessierte finden Skizzen, Vorgehensmodelle und Arbeitsmaterialien zu den erprobten Methoden, wie der 4-Tage-Woche. Darüber hinaus können Unternehmen nach Registrierung über ihren Account mit anderen interessierten Unternehmen in Kontakt treten und Erfahrungen austauschen. Ebenso können Anbieter von Dienstleistungen und Produkten zur Unterstützung bei Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt über die Plattform recherchiert und kontaktiert werden.

Die TU Ilmenau wird nach Abschluss des Projekts die Verantwortung für die Plattform an die Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF) übergeben. Thüringer Unternehmen können so die erzielten Ergebnisse auch über das Projektende hinaus zum Umgang mit dem Fachkräftemangel und zur Stärkung der Innovationskultur in Thüringen nutzen.

Weitere Informationen zum Projekt und dem Methoden-Baukasten finden Interessierte unter: www.innofarm-thueringen.org

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