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Innovationsmotor für die Zukunft des Thüringer Mittelstands

Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM)

Das Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) hat seit seiner Gründung im Jahr 2013 maßgeblich zur Stärkung der Innovationskraft in der Thüringer Industrie beigetragen. Es bietet Unternehmen ein breites Spektrum an Expertise in Forschungs- und Entwicklungsaufgaben entlang der gesamten Produktionskette. Für die Zukunft fokussiert es sich jetzt neu, sagt der Leiter der Koordinierungsstelle des ThZM, Dr. Andreas Patschger in seinem Gastbeitrag.

Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) 1
Weiterentwicklung des ThZM in vier Schlüsselbereichen
Seit seiner Gründung hat das ThZM mehr als 170 Unternehmen in öffentlich geförderten Vorhaben unterstützt. Damit hat sich das ThZM zu einem etablierten Ansprechpartner für das verarbeitende Gewerbe im Freistaat entwickelt und Thüringer KMU den Zugang zu modernen und ressourcenschonenden Produktionstechnologien ermöglicht. Die Expertise des ThZM erstreckt sich von anwendungsmotivierter Grundlagenforschung bis hin zur wirtschaftsnahen Forschung. Ein bedeutendes Alleinstellungsmerkmal liegt in der vertikalen Vernetzung seiner Partner aus Grundlagenforschung, angewandter Forschung und wirtschaftsnaher Forschung.

Insbesondere in den Branchen Maschinenbau, Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie bei den Automobilzulieferern konnte das ThZM positive Entwicklungen verzeichnen. Trotz wirtschaftlicher Krisen, wie der Covid-19-Pandemie und der Energiekrise, hat das ThZM einen nachhaltigen Beitrag zur Effizienzsteigerung der Unternehmen geleistet.

Die Thüringer Wirtschaft steht vor Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung und den langfristigen Effekten der Corona-Krise. In diesem Kontext sehen sich die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit steigenden Energiepreisen, knappen Rohstoffen, ausbleiben der Nachfrage aus dem Ausland und globalem Wettbewerbsdruck konfrontiert. Insbesondere das Ziel des Green Deal der Europäischen Kommission, die EU bis 2050 treibhausgasneutral zu machen, erfordert tiefgreifende Veränderungen in der Industrie. Das verarbeitende Gewerbe, das einen erheblichen Anteil an den Treibhausgasemissionen hat, muss innovative Technologien einsetzen, um diese Ziele zu erreichen. Gleichzeitig stehen die Unternehmer vor der Notwendigkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem sich wandelnden Umfeld zu erhalten.

Innovationszentrum für Unternehmen des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes

Die Dringlichkeit von Innovationen wird besonders deutlich, da die FuE-Intensität der Thüringer Betriebe im Bundesvergleich unterdurchschnittlich ist. Um die zukünftige Stabilität und den Wohlstand der Region zu sichern, ist daher der Transfer geeigneter Technologien entscheidend. Das ThZM identifiziert aus Bedarfsanalysen im Austausch mit der Wirtschaft relevante Schwerpunkte wie Verbesserung der Energie- und Materialeffizienz, CO2-Bilanzierung, Digitalisierung und Automatisierung der Produktion sowie die Sicherung von Fachkräften. Letztere bleibt angesichts einer prognostizierten Schrumpfung des erwerbstätigen Alters eine gesamtgesellschaftliche zentrale Herausforderung.

Das ThZM sieht besonders Potenzial in der Entwicklung energie- und materialschonender Produktionstechnologien sowie in der Förderung der Kreislaufwirtschaft. Thüringen kann durch eine frühzeitige Anwendung ressourcenschonender Technologien in der Produktion und eine verstärkte Nutzung von Recyclingtechnologien eine Vorreiterrolle einnehmen. Dabei bietet die Digitalisierung der Produktion Chancen zur Optimierung von Energie- und Ressourceneffizienz. Darüber hinaus ist Thüringen ein rohstoffarmes Land. Die Entwicklung von naturfaserverstärkten Kunststoffen aus lokal verfügbaren Rohstoffen wie Holz und Faserpflanzen kann dabei der Schlüssel für eine nachhaltige und regenerative Wirtschaft in der Region sein.

Dr. Andreas Patschger

Dr. Andreas Patschger

Leiter Koordinierungsstelle des ThZM

In der Zukunft wird das ThZM die Fokussierung auf vier Schlüsselbereiche legen und positioniert sich damit als Innovationsmotor für die Thüringer Industrie:

  • Entwicklung energie- und materialschonender Produktionstechnologien zur Reduktion des Ressourcenbedarfs in der Produktion
  • Entwicklung kreislauffähiger Produktionsstrategien zur Herstellung wiederverwendbarer, reparierbarer oder recyclingfähiger Produkte
  • Optimierung und Entwicklung von Produktionsprozessen zur Be- und Verarbeitung lokal nachwachsender Rohstoffe
  • Entwicklung von Werkzeugen der digitalen Produktionswirtschaft zur Erhöhung der Ressourceneffizienz und Verminderung des Ausschusses

Die Weiterentwicklung des ThZM steht im Einklang mit den zukünftigen Anforderungen der Wirtschaft und wird dabei nicht nur den technologischen Fortschritt vorantreiben. Das übergeordnete Ziel des ThZM bleibt die Standortsicherung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Thüringer Industrie durch Innovation und Nachhaltigkeit. Innovationsgetriebenes Wachstum und ökologische Verantwortung gehen somit Hand in Hand, um die Zukunft des verarbeitenden Gewerbes in Thüringen erfolgreich zu gestalten.

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Transfer von Innovationen und Netzwerkarbeit als zentrale Säulen des ThZM
Mit dem Ausbau von Kooperationen und Netzwerken stärkt das ThZM die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen und strebt eine regionale Verankerung und einen regen Wissensaustausch an. Durch eine intensivierte Einbindung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Forschungs- und Entwicklungsprozesse will das ThZM sicherstellen, dass Innovationen praxisnah und zielgerichtet umgesetzt werden können.

Das Thüringer Zentrum für Maschinenbau hat sich als treibende Kraft für Nachhaltigkeit und Innovation im Thüringer Mittelstand etabliert. Die bisherigen Erfolge und das klare Bekenntnis zur Weiterentwicklung machen das ThZM zu einem Schlüsselfaktor für die Zukunft der Thüringer Industrie. Durch die gezielte Ausrichtung auf zukunftsweisende Technologien trägt das ThZM dazu bei, Thüringen als Innovationsstandort zu festigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig zu stärken. (ap)

Grafiken: ThZM, Foto: TU Ilmenau

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