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Vom Sauerland in die neuen Bundesländer

Thomas Wichtmann, Leiter Werk Großheringen Viega GmbH & Co. KG

Die Theorie direkt in der Praxis umsetzen: das begeisterte Thomas Wichtmann nach seinem Studium während seines Trainees bei Viega. Nach vielen beruflichen Er­fahrungen und Aufgabenfeldern wurde er der Nachfolger des Werkleiters in Groß­heringen. Thomas Wichtmann über seinen Berufsweg und seine Erfahrungen in den neuen Bundesländern im Interview mit dem WIRTSCHAFTS­SPIEGEL.

Matthias Knabe

Thomas Wichtmann, Leiter Werk Großheringen Viega GmbH & Co. KG | Foto: Viega GmbH & Co. KG

Erzählen Sie kurz von Ihrem beruflichen Weg: Wie sind Sie nach Thüringen gekommen?

Ich habe nach meinem Abitur in Paderborn Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fach­richtung Maschinenbau studiert mit den Schwerpunkten Produktionsplanung– und steuerung und metallische Werkstoffe. Ich habe mich dann am Ende meines Studiums umgeschaut und bin dann eher durch Zufall auf das Unternehmen Viega gestoßen, weil da wo ich herkommen ist das Unternehmen eher ein Hidden Champion gewesen. Bei einem Fußball-Treffen hat mich ein heutiger Arbeitskollege gefragt wie weit ich mit meinem Studium sei und ob ich nicht bei Viega anfangen möchte. Daraufhin habe ich mich auch dort beworben und bin angenommen worden. Damals war ich Teil des ersten Trainee-Programms von Viega und habe Währenddessen hauptsächlich die Planung des Fertigungsstandorts in Niederbayern mit betreut. Da ich das auch im Studium hatte, fand ich es sehr spannend die Theorie in der Praxis direkt anwenden zu können.

Während dieses Projekts wurde dann in Niederbayern ein Segmentleiter gesucht, der sich um das Thema Fertigung kümmert. Von 2009 bis 2013 habe ich dann die Stelle des Segmentleiters übernommen und habe mich da mit sehr interessanten Themen beschäftigt. Ende 2012 hat sich dann für mich eine Stelle in der Zentrale ergeben, die ich dann auch angenommen habe. Dort habe ich eine Abteilung mit circa 30 Ingenieuren geleitet. 2019 zeichnete sich ab, dass ein Nachfolger des Werkleiters in Großheringen gesucht wird. Das war zu diesem Zeitpunkt für mich noch nicht so interessant, da ich gerne erst das Projekt in Niederbayern beenden wollte. Doch 2020 habe ich dann diese Stelle übernommen.

Welche Faktoren machen Thü­ringen als Arbeitsort für Sie besonders?

Ich finde die Arbeit an dem Standort sehr spannend und schätze auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Die Menschen sagen hier was sie denken und alles ist recht pragmatisch. Dieses Pragmatische und Ehrliche finde ich sehr gut. Zudem ist die Zusammenarbeit mit den Behörden und Ämtern sehr lösungsorientiert. Sei es das Landratsamt, die Berufsschulen, das Amt für Arbeitsschutz oder die Gemeinde. Der Ruf der neuen Bundesländer ist oft schlechter als es in Wirklichkeit ist. Beispielsweise hat Thüringen die dritthöchste Beschäftigungsquote in ganz Deutschland und auch die gesamten Rahmenbedingungen sind super. Hier wird viel gemacht über die IHK, die Gemeinden über das Land und die Landräte. Darauf können die Thüringer stolz sein. Ich glaube Ostdeutschland generell macht sich manchmal kleiner als notwendig.

Haben Sie sich bewusst für Ihren aktuellen Arbeitsort entschieden und wenn ja, warum?

Aufgrund der freien Stelle in Großheringen, ja. Viele haben zu Beginn gesagt, ja du kannst doch nicht in den Osten ziehen und ich muss sagen ich hatte anfangs auch bedanken, dass noch dieses Ossi-Wessi-Denken hier vorherrscht. Doch da, wo wir wohnen, ist das überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil: Wir wurden sehr gut aufgenommen und die Leute waren sehr hilfsbereit von Anfang an. Ich bereue es überhaupt nicht in die neuen Bundesländer gezogen zu sein, sowohl privat als auch beruflich, ganz im Gegenteil.

Sehen Sie Ihre Zukunft in Thü­ringen?

Ich sehe meine Zukunft mittelfristig auf jeden Fall in Thüringen. Es ist natürlich schwer zu sagen, was in 10 Jahren ist, aber das ist ein riesiger Standort hier. Wir haben hier viel vor und investieren. Die Arbeit reizt mich sehr und ich habe keine Motivation aktuell an meiner Arbeit oder meinem Wohnort etwas zu ändern.

Wir danken Ihnen für dieses Interview. (jp)

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