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Ihr Ziel – zurück in die Heimat ziehen

Dagmar Paul, Specialist Employer Branding & Marketing, Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL)

In Arnstadt geboren, absolvierte Dagmar Paul ihren Bachelor zunächst in Erfurt und zog anschließend für den Master nach Mainz. Dann packte die junge Absolventin das Fernweh. Doch mit den Jahren kamen die Fragen auf, ob sie selbst glücklich mit ihrem Leben ist und wo sie in Zukunft leben möchte. Dagmar Paul über ihren Weg zurück nach Thüringen im Interview mit dem WIRTSCHAFTS­SPIEGEL.

Dagmar Paul, CATL

Dagmar Paul, Specialist Employer Branding & Marketing, Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL) | Foto: Dagmar Paul

Erzählen Sie kurz von Ihrem beruflichen Weg: Wie sind Sie nach Thü­ringen ge­kommen?

Ich bin hier in Arnstadt geboren und aufgewachsen, auch meinen Bachelor habe ich in der Heimat an der Universität Erfurt absolviert. Zum Master ging es dann nach Mainz. Und dort packte mich dann das Fernweh – wenn nicht nach dem Master reisen, wann dann? Ich dachte mir so frei und ungebunden würde ich nie wieder sein.

Also entschied ich mich für mehrere Solo-Trips, die mich zuerst nach Madeira, dann nach Südostasien und schließlich nach Mittel- und Südamerika führten. Nach einem Jahr auf Reisen landete ich spontan in Düsseldorf. Eine Freundin aus der Heimat lebte bereits hier, sodass ich direkten Anschluss in der Stadt fand. Die Entscheidung fiel auf Düsseldorf, da ich nach „der großen weiten Welt“ nicht wieder in das (damals dachte ich) „langweile“ Thüringen zurück wollte. In Düsseldorf blieb ich dann circa drei Jahre und hatte eine super Zeit mit allen Vorzügen einer Großstadt.

Doch während Corona kam das Nachdenken auf – man wird ja nicht jünger. Wo sah ich mich mit fast 30 Jahren? Wo wollte ich „sesshaft“ werden? Und war ich überhaupt gerade glücklich mit Job und Leben in Düsseldorf? Das alles ging mir monatelang durch den Kopf, bis ich mir schließlich selbst eingestand, dass ich doch mehr heimatverbunden bin, als ich zugeben wollte. Denn freie Zeit und Wochenenden verbrachte ich sowieso zum Großteil zu Hause. Also wurden Wohnung und Job gekündigt, ohne etwas neues zu haben. Ich hatte nur das Ziel wieder näher an die Heimat zurückzukommen. Und letztendlich ging alles ganz schnell und es ergaben sich eine Wohnung in Erfurt und ein Job bei CATL in Arnstadt.

Welche Faktoren machen Thü­ringen als Arbeitsort für Sie besonders?

Insbesondere mein großes Netzwerk, das ich mir hier über die Jahre aufgebaut habe, macht Thüringen für mich als Arbeitsort besonders. Es macht Spaß mit Leuten zusammen­zuarbeiten, die man noch aus Schul­zeiten oder von früheren Praktika kennt. Es hat alles etwas Familiäres. Gleichzeitig ist für mich ein kurzer Arbeitsweg und die Nähe zu Familie und Freunden ein entscheidender Faktor.

Haben Sie sich bewusst für Ihren aktuellen Arbeitsort entschieden und wenn ja, warum?

Ja. Mein aktueller Arbeitgeber bietet mir die Internationalität, die ich früher hier in Thüringen vermisst habe. Das Interesse auf Inter­nationalität und anderen Kulturen wurde durch meine Reisen nur umso größer. Ich habe hier große Verantwortung und kann gleichzeitig sehr eigenständig das Marketing am Standort aufbauen. Ich sehe in der Firma großes Potenzial für Arnstadt und Thüringen und damit auch die Sicherheit, hier noch in den kommenden Jahren arbeiten zu können. Gleichzeitig ist die Arbeits­stelle sehr nah an meinem aktuellen Wohnort, was in Sachen Zeit und Kosten heutzutage für mich ein sehr wichtiger Punkt ist.

Abseits des Thüringer Arbeits­markts: Was machen Sie privat in unserem Freistaat am liebsten?

Ich liebe die Thüringer Natur und bin so oft es geht draußen unterwegs. Wir wandern viel und auch das Mountainbike fahren habe ich hier für mich entdeckt. Der Thüringer Wald und auch unsere zahlreichen Stauseen bieten für mich genau den richtigen Ausgleich zum beruflichen Alltag. Natürlich darf ein Besuch in Thüringer Gasthäusern dabei nicht fehlen.

Sehen Sie Ihre Zukunft in Thü­ringen?

Ja. Das liegt vor allem an meiner Familie und Freunden, die ich über die Jahre hinweg doch sehr vermisst habe. Außerdem habe ich hier meinen Verlobten kennen und lieben gelernt. Trotzdem wird das Fernweh nach anderen Ländern und Kulturen immer präsent bleiben. Das versuche ich nach wie vor im Alltag bestmöglich miteinander zu kombinieren.

Wir danken Ihnen für dieses Interview. (jp)

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