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Schönster Ausblick in meinem Berufs­leben

Dr. Elina Oks, Head Of Research and Development der GBneuhaus GmbH

Industrie- und prozessnah forschen; das war es, was die junge Chemikerin mit Begeisterung für „Mundmische“ suchte. Ihren Weg ging die promo­vierte technische Chemikerin von Hamburg über Korea nach Neuhaus am Rennweg. Heute sagt sie, dass sie sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen kann. Dr. Elina Oks über ihre Entscheidung für Thüringen im Interview mit WIRTSCHAFTS­SPIEGEL.

Dr. Elina Oks

Dr. Elina Oks, Head Of Research and Development der GBneuhaus GmbH | Foto: GBneuhaus GmbH

Erzählen Sie kurz von Ihrem beruflichen Weg: Wie sind Sie nach Thüringen gekommen?

Für Naturwissenschaften habe ich mich seit der Schule begeistert. Nachdem ich in Hamburg und teilweise in Korea Chemie studiert habe, promovierte ich in technischer Chemie. Also ein klassischer Weg für eine Chemikerin. Mir war dennoch schon damals wichtig industrie- und prozessnah zu forschen. Danach habe ich mehrere Aufgaben im Bereich Innovation und Forschung und Entwicklung innerhalb eines größeren Spezial­chemie­unter­nehmens über­nommen. Hier durfte ich viele Erfahrungen vor allem im Bereich organischer Beschichtungen sammeln. Anorganische Beschichtungen, wie wir sie bei der GBneuhaus entwickeln und applizieren, sind mir thematisch neu und daher sehr spannend.

Ebenso reizte mich der Mittelstand! Meiner Erfahrung nach herrscht auch hier eine hohe Innovationskraft. Zusätzlich werden durch flache Hierarchien Projekte schnell angegangen und umgesetzt. Oft herrscht auch hier ein positives, familiäres Klima. Der Weg nach Thüringen zur GBneuhaus war im Grunde nicht aktiv geplant, stellt sich jedoch als ein Volltreffer heraus. Thüringen ist mir aber insgesamt nicht fremd, da mein Partner gebürtig aus der Region kommt.

Welche Faktoren machen Thü­ringen als Arbeitsort für Sie besonders?

An Thüringen sind für mich der stark diversifizierte Mittelstand und die hohe Expertise vor allem im Bereich Glasherstellung, -bearbeitung und -veredelung hervorzuheben. In der Glasbearbeitung hat auch die GBneuhaus ihre Ursprünge, bis wir den Übergang in funktionale Beschichtungen erfolgreich voll­zogen haben. Auch das spricht für Thüringen: Wandelbarkeit, auch wenn man es nicht unbedingt mit diesem Bundesland in Ver­bindung bringt.

Auch historisch ist die Region um Neuhaus am Rennweg für mich absolut faszinierend. Die industriellen Innovationen im Bereich Glas- und Porzellanherstellung zum Beispiel die Entwicklung des künstlichen Glasauges oder des Glasapparatebaus sind bemerkenswert und auch der linguistische Reichtum der Region ist überaus interessant, da hier gleich drei Dialekte zusammenkommen.

Haben Sie sich bewusst für Ihren aktuellen Arbeitsort entschieden und wenn ja, warum?

Bewusst habe ich mich nicht für Thüringen entschieden. Ich finde aber, dass jede Region in Deutschland ihre Reize hat; man muss sich nur öffnen und diese erkunden. Auch wenn das Wetter hier oben am Rennweg meist rau ist und vom Rest des Bundeslandes belächelt wird, ist zum Beispiel der Blick aus meinem Büro auf den Rennsteig in den Wald bisher der schönste Ausblick in meinem Berufsleben.

Abseits des Thüringer Arbeits­markts: Was machen Sie privat in unserem Freistaat am liebsten?

Die Wanderin und Natur-Romantikerin in mir kommt hier voll auf ihre Kosten. Die Wandelbarkeit der Botanik ist faszinierend anzuschauen – sowohl positiv die saisonale Wildblütenpracht aber auch leider negativ die zunehmend abgestorbenen Bäume aufgrund von Borkenkäferbefall oder andauernder Trockenheit. Auch hier zeigen sich zunehmend die Folgen des Klimawandels. Außerdem sammele ich unglaublich gern „Mundmischen“ (Worte der Umgangssprache – Anm. d. Red.) – die Region ist hier stark an Dialekten und kessen Sprüchen!

Sehen Sie Ihre Zukunft in Thü­ringen?

Auf jeden Fall! Ich finde es gut, einen Beitrag zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Region zu leisten, aber auch weiterhin unseren ökologischen Fußabdruck als Unternehmen zu senken, damit uns auch die schöne Region erhalten bleibt. So arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren zum Beispiel an der kontinuierlichen Senkung der energetischen Einträge zur Applikation unserer Lackschichten. Um weiteren Beitrag zur Reduktion von CO2-Ausstößen zu leisten, würde ich mir mehr Diskurs über bessere Nahverkehrsanbindungen oder alternative Carsharingmodelle in Thüringen wünschen.

Wir danken Ihnen für dieses Interview. (jp)

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