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Innovationspreis Thüringen 2024: 

Das Innovationsland Thüringen ehrt seine Besten 

Alle Preisträger diesjährigen Innovationspreises 2024. | Foto: Juliane Keith

Es war der Höhepunkt der diesjährigen Saison der Wirtschaftspreisverleihungen. Am 4. Dezember ist der Innovationspreis Thüringen 2024 verliehen worden. Die zu den wichtigsten Wirtschaftspreisen Deutschlands gehörende Auszeichnung wurde bereits zum 27. Mal vergeben 

Insgesamt wurden 100.000 Euro Preisgelder in den sechs Kategorien „Tradition & Zukunft“, „Industrie & Material“, „Digitales & Medien“ sowie „Licht & Leben“ ausgereicht Ziel des Preises ist es, Thüringer Forschungsexzellenz und Innovationskraft ins Rampenlicht zu stellen und zu würdigen, aber auch den Unternehmen eine Art Starthilfe bei der Vermarktung zu geben und zur Entwicklung innovativer Produkte zu ermuntern.  

Zuvor sind alle 46 Bewerbungen in einem zweistufigen Verfahren von einer 15-köpfigen Jury gesichtet und bewertet worden. Bei der Preisvergabe entschied die Jury nach mehreren Kriterien. Dazu zählen Innovationsgrad, Nachhaltigkeit, unternehmerische Leistung, Funktionalität, Gebrauchswert und wirtschaftlicher Erfolg. Außerdem müssen die Wettbewerbsbeiträge bereits auf dem Markt eingeführt sein oder in Kürze auf den Markt kommen und Aussicht auf eine erfolgreiche Etablierung haben. Weitere Voraussetzung ist, dass die vorgestellte Innovation überwiegend in Thüringen entwickelt und gefertigt wurde. 

Der Innovationspreis Thüringen belegt: Thüringen ist das Bundesland der Innovationen

Nach Angaben der Jury spiegelten die zahlreichen Einreichungen die hohe Forschungs- und Innovationskompetenz im Freistaat wider. „Thüringen ist DAS Bundesland der Innovationen. Die hohe Qualität und die Bandbreite der Bewerbungen des Innovationspreises belegt wieder einmal eindrücklich, wie ideenreich Innovatoren, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen des Freistaates sind. Thüringen ist am Puls der Zeit“, sagte der Juryvorsitzende Prof. Jörg Müller-Lietzkow, Präsident der Hafencity Universität Hamburg.  

Der Innovationspreis Thüringen ist ein Wettbewerb vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, dem TÜV Thüringen e. V., der Ernst-Abbe-Stiftung und der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT), die den Innovationspreis organisiert. WIRTSCHAFTSSPIEGEL war Medienpartner des Innovationspreises. 

Die diesjährigen Sieger des Innovationspreis Thüringen 2024:

TRADITION UND ZUKUNFT

Schnellkupplungssystem F-CON

Das An- und Abkuppeln von Lkw-Anhängern birgt erhebliche Unfallrisiken. Die Fliegl Fahrzeugbau GmbH aus Triptis hat daher das Schnellkupplungssystem F-CON entwickelt. Bisher mussten Fahrer:innen hinter das Führerhaus klettern, was besonders bei Nässe und Eis gefährlich ist. F-CON ermöglicht nun ein sicheres seitliches Ankuppeln mit wenigen Handgriffen. Das System verbindet Druckluftleitungen und Kabel gleichzeitig, verhindert Vertauschungen und zeigt den Verriegelungszustand an. Es ist mit allen Lkw-Marken kompatibel, benötigt keine Änderungen am Anhänger und kann in jeder Nutzfahrzeugwerkstatt montiert werden. Eine optionale Connected-Car-Version erhöht den Diebstahlschutz. F-CON bietet damit eine effektive Lösung zur Verbesserung der Arbeitssicherheit beim Kuppeln. 

Innovationspreis Thüringen 2024

Helmut Fliegl (Geschäftsführer Fliegl Fahrzeugbau GmbH) I Foto: STIFT

Innovationspreis Thüringen 2024

Marcel Rohmann (Geschäftsführer Schulz & Berger Luft- und Verfahrenstechnik GmbH) Foto: STIFT

INDUSTRIE UND MATERIAL

Schulz & Berger Luft- und Verfahrenstechnik GmbH 

Coanda-Sichter

Die effiziente Wiederverwertung von Abfällen ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Schulz & Berger Luft- und Verfahrenstechnik GmbH aus Altenburg hat einen innovativen Sichter entwickelt, der den Coanda-Effekt zur Trennung leichter und schwerer Materialien nutzt. Im Unterschied zu herkömmlichen Windsichtern wird er direkt auf dem Förderband platziert: Ein Luftstrom hebt das Material an, schwere Teile fallen zurück, leichte werden abgesaugt. Der Abscheidegrad ist flexibel regulierbar, was die Verarbeitung verschiedener Materialien erleichtert. Der Sichter steigert die Effizienz bei geringerem Energieverbrauch. Weltweit ist der Einsatz zur Sortierung von Kunststoffen, Papier, Schrott und Hausmüll geplant. 

DIGITALES UND MEDIEN

KupTec GmbH | DiametriX 

Die KupTec GmbH aus Ilmenau setzt mit DiametriX neue Maßstäbe in der Kanalvermessung. Bisher mussten zwei Vermessungstechniker:innen unter aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen in Kanalschächte absteigen. DiametriX macht dies überflüssig: Eine Person führt das Gerät an einer Teleskopstange in den Schacht ein, welches moderne Laser-Array-Messtechnik und ein Funkmodul zur Datenübertragung nutzt. Die gesammelten Daten werden zentral gespeichert und sind mit gängigen Kartierungsprogrammen kompatibel. Dies verbessert die oft mangelhafte Dokumentation der über 600.000 Kilometer Kanalnetze in Deutschland und ermöglicht detaillierte Hochwasserprognosen. Vorseriengeräte sind bereits in deutschen Großstädten im Einsatz, weitere werden in Skandinavien geplant. Die Vollserienproduktion soll 2025 starten. 

Innovationspreis Thüringen 2024

Mageeban Kuperan und Lars Knust von KupTec GmbH | Foto: STIFT

Innovationspreis Thüringen 2024

Matthias Arend (Geschäftsführer EIC MED GmbH) und Daniel Martschoke (r.) von Synantik GmbH | Foto: STIFT

LICHT UND LEBEN

Synantik GmbH in Kooperation mit der EICMED GmbH, Luisenthal 
Mikrowelle für Blutkonserven TT3000 

Blut- und Plasmakonserven werden gekühlt gelagert, um die Haltbarkeit zu verlängern und das Bakterienwachstum zu verlangsamen. Im Notfall ist die schnelle Erwärmung der Konserven auf Körpertemperatur entscheidend, da zu kalte Konserven Schockreaktionen und Herzrhythmusstörungen auslösen können. Bisher dauert das Aufwärmen mit herkömmlichen Methoden bis zu 45 Minuten. Die Synantik GmbH aus Luisenthal hat in Kooperation mit der EICMED GmbH mit dem Modell TT3000 eine Mikrowelle entwickelt, die Blutkonserven in sechs Minuten auf Körpertemperatur bringt. Ein komplexes System aus Sensorik und intelligenter Software gewährleistet eine gleichmäßige Erwärmung. Klinische Studien zeigen, dass weniger Gerinnungsprodukte nachweisbar sind. Synantik sieht großes Potenzial in Kliniken und Notfallambulanzen. 

Sonderpreis für junge Unternehmen

Firmengründer und Start-ups haben die Möglichkeit, unabhängig von der Kategorie, einen „Sonderpreis für junge Unternehmen“ zu erhalten, basierend auf den eingereichten Bewerbungen. Dieser Preis dient sowohl der Anerkennung als auch der Motivation und zielt darauf ab, junge Unternehmen in ihrem Wachstum zu fördern.
DeepEn GmbH

DeepEn GmbH

Jena

Thüringens Startups entwickeln wegweisende Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit. Ein innovatives Beispiel ist die DeepEn GmbH aus Jena. Das Anfang 2024 gegründete Unternehmen blickt auf über zehn Jahre Forschungsarbeit zurück. Seit 2017 entwickelt und forscht das Team am Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena und baut auf die Expertise am Standort. Um die Forschungsergebnisse in marktreife Geräte zu überführen, startete das fünfköpfige Team 2021 mit Unterstützung des Exist-Förderprogramms den Ausgründungsprozess. Beim ThEx Award, dem Thuringian Regional Innovation Program TRIP oder den Investor Days Thüringen konnte das junge Startup überzeugen und steht nun mit dem ersten Gerät vor dem Markteintritt. 

Ernst Abbe Preis für innovatives Unternehmertum

Firmengründer und Start-ups haben die Möglichkeit, unabhängig von der Kategorie, einen „Sonderpreis für junge Unternehmen“ zu erhalten, basierend auf den eingereichten Bewerbungen. Dieser Preis dient sowohl der Anerkennung als auch der Motivation und zielt darauf ab, junge Unternehmen in ihrem Wachstum zu fördern.

Viktoria Schütz

Viktoria Schütz

Geschäftsführerin DEGUMA-SCHÜTZ GmbH

Ernst Abbe war Visionär, Sozialreformer und Unternehmer – diese Tradition führt Viktoria Schütz fort. Wie moderne Unternehmensführung aussehen kann, zeigt die Geschäftsführerin der DEGUMA-SCHÜTZ GmbH eindrücklich. Gemeinsam mit Co-Geschäftsführerin Daniela Dingfelder modernisieren sie die gesamte Unternehmenskultur, implementieren innovative Arbeitsmodelle wie die Vier-Tage-Woche und fördern eigenverantwortliches Handeln. Dabei steht das Wohlergehen der Mitarbeiter:innen im Fokus, ohne den wirtschaftlichen Erfolg aus den Augen zu verlieren. Im Maschinenbau, einem Schlüsselsektor für industrielle Transformationen, positioniert sich die DEGUMA-SCHÜTZ GmbH als Innovationstreiber. Das Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit in Produktion und Wartung sowie auf digitale Geschäftsmodelle, die Marktinnovationen vorantreiben. 

 

Bildergalerie

Fotos: STIFT 

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