Innovationen als Schlüssel zum nachhaltigen Wirtschaften
Es ist eine Binsenweisheit: In einer Welt, die zunehmend von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Herausforderungen geprägt ist, stehen Unternehmen vor der Aufgabe, ihr Wirtschaften nachhaltig zu gestalten. Innovationen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie neue Wege eröffnen, um ökonomische, soziale und ökologische Ziele in Einklang zu bringen.
Wie definiert sich eigentlich der Begriff „Nachhaltiges Wirtschaften“? Dazu ist auch im WIRTSCHAFTSSPIEGEL schon vieles gesagt und geschrieben worden: Zum Beispiel über die eigentliche Herkunft des Begriffs Nachhaltigkeit, der in Thüringen geprägt worden ist. Wenn wir hier und jetzt über nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung sprechen, ist das alles nicht neu.
Schon im Jahr 1987 hieß es im sogenannten Brundtland-Bericht: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. Und weiter: „Im Wesentlichen ist nachhaltige Entwicklung ein Wandlungsprozess, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen, die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das derzeitige und künftige Potenzial vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.“ Spätestens an dieser Stelle sind wir in der Gegenwart und beim Begriff Innovationen.
Reden wir also über die Bedeutung von Innovationen für nachhaltiges Wirtschaften. Dies bedeutet weit mehr als nur die Reduzierung von Umweltauswirkungen oder soziales Engagement. Es erfordert eine grundlegende Neuausrichtung der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens. So sagt es beispielsweise eine Studie des World Wide Fund For Nature (WWF) aus dem Jahr 2020. Innovationen könnten demzufolge dabei helfen, diesen Transformationsprozess voranzutreiben und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sowohl ökonomisch erfolgreich als auch ökologisch und sozial verantwortlich sind.
Innovative Ansätze für mehr Nachhaltigkeit
Betrachten wir nun zwei ausgewählte Aspekte des Themas. Ein vielversprechender Ansatz ist der Studie zufolge die Implementierung von Kreislaufwirtschaftskonzepten. Unternehmen können durch innovative Produktdesigns und Recyclingtechnologien den Ressourcenverbrauch minimieren und Abfälle reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist die Textilindustrie, wo Firmen wie zum Beispiel die Outdoormarke Vaude in nur zehn Jahren zu Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit wurden, indem sie innovative Materialien und Produktionsprozesse einführten. So bescheinigt es der Rat für nachhaltige Entwicklung dem Unternehmen.
Biobasierte und abfallbasierte Rohstoffe
Diese Rohstoffe spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der nachhaltigen Industrie, insbesondere in ressourcenintensiven Branchen wie der Chemie- und Kunststoffindustrie. Sie sind ein Schlüsselelement für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft und die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen. Bio- und abfallbasierte Rohstoffe können zu einer signifikanten Verringerung der CO2-Emissionen führen und sie helfen, die Abhängigkeit von endlichen fossilen Ressourcen wie Erdöl, Kohle und Gas zu verringern.
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Im Bereich der Energieversorgung treiben Innovationen die Transformation voran. Hier gibt es in Thüringen gleich eine ganze Reihe von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die in diesem Bereich unterwegs sind. Von einigen wird in dieser Ausgabe noch die Rede sein. Auch die Thüringer Energieagentur ThEGA und das Netzwerk für erneuerbare Energien ThEEN gehören zu den wichtigen Playern auf diesem Gebiet. Ansätze, wie sie hier verfolgt werden, kombinieren technologische Innovation mit sozialer Verantwortung und erschließen gleichzeitig neue Märkte.
Grundsätzlich ist aber folgendes zu sagen: Eine Grundvoraussetzung für nachhaltigeres Wirtschaften in der Industrie in Bezug auf Energie ist der Zugang zu erneuerbaren Energien. Der zügige Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen ist entscheidend, um Industrieunternehmen mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Leistungsfähige Netze und deren intelligente Steuerung gehören selbstverständlich dazu.
Herausforderungen und Chancen
Der Weg zu einem nachhaltigeren Wirtschaften ist für viele Unternehmen mit Herausforderungen verbunden. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich oft mit begrenzten Ressourcen konfrontiert. Hier können innovative Kooperationsmodelle und Netzwerke – Stichworte ThEGA und ThEEN – helfen, Wissen und Ressourcen zu bündeln.
Gleichzeitig bietet die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit auch enorme Chancen. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Innovationen setzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und neue Kundengruppen erschließen, denn immer mehr Großkonzerne legen in ihren Zulieferketten großen Wert auf nachgewiesene Nachhaltigkeit.
Unser Fazit
Innovationen sind also offensichtlich der Schlüssel, um die Kluft zwischen wirtschaftlichem Erfolg und ökologischer sowie sozialer Verantwortung zu überbrücken. Sie ermöglichen es Unternehmen, „von den Zinsen zu leben und nicht vom Kapital“, wie es Stefan Schaltegger und Thomas Dyllick in ihrem Kompendium „Nachhaltig managen mit der Balanced Scorecard“ schon im Jahr 2002 formulierten. Auch nach über 20 Jahren gilt dieses Buch immer noch als eines der Standardwerke zum Thema.
Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, bedarf es jedoch eines ganzheitlichen Ansatzes. Unternehmen müssen Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihrer Strategie begreifen und Innovationen gezielt fördern. Nur so kann es gelingen, die Transformation hin zu einem wirklich nachhaltigen Wirtschaften zu vollziehen und gleichzeitig ökonomisch erfolgreich zu bleiben. (tl)