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Azubis zwischen Anspruch und Antrieb:
Neue Herausforderungen für Thüringens Ausbildungsbetriebe
Die betriebliche Ausbildung steht in Thüringen vor einem tiefgreifenden Wandel. Das zeigt die aktuelle Ausbildungsumfrage des Instituts der Wirtschaft Thüringens (IWT), die im Sommer 2025 unter den Mitgliedsunternehmen der Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände (VMET, AGVT, ANGT) durchgeführt wurde. Im Zentrum der Analyse: die Leistungsbereitschaft der Auszubildenden – oder vielmehr deren wahrgenommener Rückgang.

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Rund 30 Prozent der angeschriebenen Unternehmen – insgesamt 74 Betriebe mit über 25.000 Beschäftigten und 1.400 Auszubildenden – beteiligten sich an der Befragung. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild. Eine klare Mehrheit des Ausbildungspersonals konstatiert signifikante Unterschiede zur Azubi-Generation vergangener Jahre: Weniger Eigeninitiative, geringere Konzentrationsfähigkeit, eine ausgeprägtere Erwartungshaltung und ein spürbarer Rückgang an freiwilligem Engagement.
Neue Generation – neue Maßstäbe
Doch diese Kritik sollte nicht mit Pauschalisierung verwechselt werden. Was sich hier zeigt, ist weniger ein Mangel an Leistungswille, sondern vielmehr ein Wandel im Verständnis von Arbeit und Engagement. VWT-Präsident Hartmut Koch bringt es auf den Punkt: „Junge Menschen sind nicht per se weniger leistungsbereit – sie erwarten eine andere Ansprache. Kommunikation, Perspektive und persönliche Entwicklung stehen für sie im Vordergrund.“
Genau hier liegt der strategische Ansatzpunkt für Ausbildungsbetriebe. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit abwechslungsreichen Aufgaben (83 Prozent), regelmäßigem Feedback (77,5 Prozent) und vor allem mit dem frühzeitigen Aufzeigen konkreter Entwicklungsperspektiven (69 Prozent) lässt sich die Motivation junger Menschen signifikant steigern.
Motivation durch Wertschätzung statt Geld
Besonders bemerkenswert: Nicht-monetäre Anreizsysteme werden zwar von rund zwei Dritteln der Befragten als wirksam oder sehr wirksam eingeschätzt – tatsächlich umgesetzt werden sie aber nur von knapp einem Drittel der Betriebe. Dabei liegen die Instrumente auf der Hand: flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Angebote, persönliche Anerkennung, gezielte Weiterbildungsoptionen, Teambuilding-Formate und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.
Hier eröffnet sich ein entscheidender Hebel für Unternehmen – gerade im Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte. Denn wer nicht nur fordert, sondern auch individuelle Entwicklung ermöglicht, positioniert sich langfristig als attraktiver Arbeitgeber.
Der Wandel ist gestaltbar
Die Ausbildungslandschaft steht unter Transformationsdruck – und das nicht nur demografisch. Die Ergebnisse der IWT-Umfrage zeigen: Es geht nicht um „besser“ oder „schlechter“, sondern um anders. Wer die Bedürfnisse und Motivationsstrukturen der jungen Generation ernst nimmt und konsequent in eine zielgruppengerechte Ausbildungsstrategie überführt, wird auch künftig erfolgreich qualifizieren und binden können.
Oder, wie Hartmut Koch es formuliert: „Diese neue Realität erfordert mehr persönliches Eingehen, mehr kommunikatives Geschick – und letztlich ein Umdenken in der betrieblichen Ausbildungspraxis.“
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