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Ostdeutschland im Aufschwung: Realität vs. Wahrnehmung

Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)

Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln bringt überraschende Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands ans Licht. Entgegen der oft negativen öffentlichen Wahrnehmung zeichnet die Untersuchung ein deutlich positiveres Bild der ostdeutschen Wirtschaft.

Foto: KNOPP VISION – stock.adobe.com (KI)

In den vergangenen zehn Jahren hat Ostdeutschland einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufholprozess gegenüber dem Westen vollzogen. Während die Entwicklung in westdeutschen Regionen sehr unterschiedlich ausfällt – von Boom bis Stagnation – präsentiert sich der Osten mit wenigen Ausnahmen als klare Aufsteigerregion.

Positive Trends in Beschäftigung und Löhnen

Besonders hervorzuheben sind zwei Bereiche, in denen Ostdeutschland signifikante Fortschritte verzeichnet: Die Arbeitslosenquote ist in den östlichen Bundesländern deutlich gesunken. Auch die Löhne in Ostdeutschland haben sich positiv entwickelt und nähern sich dem westdeutschen Niveau an.

Trotz der erfolgreichen Neustrukturierung ist es bislang jedoch nicht gelungen, die Wertschöpfungslücke in Relation zu Westdeutschland in Höhe von etwa 27 Prozent (bezogen auf das BIP je Einwohner) beziehungsweise 16 Prozent (bezogen auf die Produktivität je Beschäftigten) zu schließen. Fehlende Unternehmenszentralen und große Mittelständler hemmen den Aufholprozess. Große Werke sind oft Standorte westdeutscher und ausländischer Konzerne ohne Headquarterfunktionen, und die Mittelständler sind durchschnittlich kleiner und weniger produktiv als in Westdeutschland.

Wirtschaftliche Leistung ausländischer Arbeitnehmer

Ein oft übersehener Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung ist der Beitrag ausländischer Arbeitnehmer. Im Jahr 2023 erwirtschafteten rund 403.000 Menschen ohne deutschen Pass in den fünf ostdeutschen Bundesländern beeindruckende 24,6 Milliarden Euro. Dies entspricht 5,8 Prozent der ostdeutschen Bruttowertschöpfung.

Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung

Trotz dieser positiven Entwicklungen herrscht in der öffentlichen Wahrnehmung oft ein anderes Bild vor. Die Erfolge der ostdeutschen Wirtschaft werden häufig von negativen Schlagzeilen überschattet. Diese Diskrepanz zwischen den realen Daten und der gemessenen Stimmung ist bemerkenswert und bedarf einer näheren Betrachtung.

Unterschätzte Erfolge: Die Erfolge der ostdeutschen Wirtschaft werden häufig von negativen Schlagzeilen überschattet.

Fokus auf Herausforderungen: In der öffentlichen Diskussion werden oft die verbleibenden Herausforderungen stärker betont als die erzielten Fortschritte.

Bürokratische Hürden: Viele Unternehmen betrachten Bürokratie und Regulierung als Hemmschuh, was die positive Gesamtentwicklung in den Hintergrund rücken lässt.

Herausforderungen bleiben bestehen

Dennoch darf nicht übersehen werden, dass Ostdeutschland weiterhin vor Herausforderungen steht. Die Studie des IW Köln zeigt, dass Bürokratie und Regulierung von vielen Unternehmen als Hemmschuh wahrgenommen werden. Schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine vereinfachte Antragsbürokratie in Förderprogrammen werden gefordert.

Unser Fazit

Die Studie des IW Köln zeichnet ein differenziertes Bild der ostdeutschen Wirtschaft. Sie zeigt einen klaren Aufwärtstrend, der in der öffentlichen Wahrnehmung oft untergeht. Gleichzeitig werden aber auch bestehende Herausforderungen deutlich. Für eine nachhaltige positive Entwicklung ist es wichtig, dass Ostdeutschland weltoffen bleibt und weiterhin ausländische Fachkräfte anzieht. Nur so kann der wirtschaftliche Erfolg der Region langfristig gesichert werden. (tl)

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