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Zauberwort Resilienz: Was tun Thüringer Unter­nehmer?

Immer wieder gibt es neue Themen und Begriffe in der Wirtschaft, die sofort an Breitenwirkung gewinnen. Aktuell ist das Thema Resilienz in aller Munde. Der Begriff kommt eigentlich aus der Psychologie und bedeutet Anpassungs­­fähigkeit. Resilienz kann einen wichtigen Beitrag zur Fähigkeit eines Einzelnen oder eines Unternehmens leisten, sich zu erholen oder auf Heraus­­­forderungen und Veränderung zu reagieren.

Besonders in Krisen­­­situationen ist das wichtig. Das IWT – Institut der Wirtschaft Thüringens hat dieses Thema in einer aktuellen Studie beleuchtet.

„Im Zuge multipler Krisen ist Resilienz – also Widerstandsfähigkeit von Unternehmen – besonders wichtig“, sagt Dr. Enrico Schöbel, Geschäfts­­führer des IWT. Sein Resümee der Studie formuliert er so: „Resilienz gelingt mit schnellem unter­nehmer­ischem Handeln und intensiver Kommunikation des Führungsteams.“
Dr. Enrico Schöbel

Geschäftsführer, IWT – Institut der Wirtschaft Thüringens

Ein Unternehmenslenker, der sich mit Krisen bestens auskennt, ist Stefan Landes, Geschäfts­­führer der N3 Engine Overhaul Services GmbH & Co KG. Seine Erfahrungen und Schluss­­folgerungen beschreibt er so: „Die Luftfahrt-Branche ist in den letzten Jahr­­zehnten durch viele Krisen gegangen. Die Massivität der globalen Corona­­krise hat die Resilienz und die Stärke unseres Unternehmens und die unserer Mitarbeitenden ganz besonders gefordert, aber auch gefestigt. Mit dieser Erfahrung stellen wir uns den ambitionierten Zielen und Heraus­­forderungen der kommenden Jahre.“

80 Prozent der Unternehmen von Krisen betroffen

Zunächst die nüchternen Zahlen, die die Studie ausweist. „Fast 80 Prozent der befragten Unter­­nehmen sind von den Krisen betroffen. Die unter­­nehmerische Resilienz setzt darauf, gut durch die Krisen zu kommen. Zu den fünf größten Bedrohungen zählen die Unternehmen Energiekosten (82 Prozent), Preissprünge (73 Prozent), gestörte Lieferketten (64 Prozent), Erdgasknappheit (50 Prozent) und Fachkräfte­­mangel (48 Prozent)“, erläutert der Präsident des Verbandes der Thüringer Wirtschaft (VWT), Hartmut Koch. Vier von fünf befragten Unternehmen stellen sich der Studie zufolge auf derartige Risiken ein.

Der Studie zufolge erschließt jedes fünfte Unternehmen neue Geschäfts­­modelle, mehr als die Hälfte setzt auf Automatisierung und Digitalisierung (57 Prozent) und schnelle Entscheidungen (56 Prozent). Tempo zeigt sich auch in der Produkt­­entwicklung: 44 Prozent setzen auf Produktinnovationen.

Bemerkenswert sind auch folgende Zahlen: Nur annähernd die Hälfte verfügt über vorbereitete Notfallpläne (46 Prozent). Etwa ein Drittel (37 Prozent), der antwortenden Unternehmen sieht in offener Fehler­­kommunikation einen Weg, sich gegen kommende Krisen zu rüsten. Umgestellt wurde vor allem die betriebliche Logistik: 70 Prozent erhöhten Pufferbestände, 53 Prozent erschlossen neue Bezugsquellen und 42 Prozent vergrößerten die Lieferantenanzahl. Jedes dritte Unter­­nehmen verbesserte sein Risiko­­management.

Individuelle Resilienz gefordert

IWT-Chef Enrico Schöbel weitet den Blick auf allgemeine Fragen der Unternehmens­­führung: „Die unternehmerische Resilienz ist deutlich vom notwendigen Handeln geprägt, auf schwierige wirtschaftliche Situationen schnell zu reagieren und gegenzusteuern.“ In diesem Kontext spiele die individuelle Resilienz von Beleg­­schaft und Führungs­­mannschaft eine zentrale Rolle. Sie definiert die Fähigkeit von Beschäftigten, widerstandsfähig gegenüber Krisen­­situationen zu sein.

Beschäftigte brauchten nach Schöbels Worten Selbstvertrauen und sollten sich mit der Arbeit und den Arbeits­­beziehungen identifizieren. Die Art der Führung des Unternehmens spielt hierbei eine zentrale Rolle. „Das Führungsteam sollte Optimismus ausstrahlen, Vielfalt schätzen, Ziele setzen und Orientierung geben. Insbesondere gilt es strukturiert und klar zu kommunizieren,“ so Schöbel.

Was tun Führungskräfte?

Bleibt die Frage, wie Führungskräfte Beschäftigte gut durch Krisen bringen. Auch hier liefert die Studie aktuelle Zahlen aus den Unternehmen. Fast die Hälfte der antwortenden Firmen nennt Routine und Kontinuität (47 Prozent) und knapp zwei Drittel unterstützende Führung (64 Prozent). Die Gestaltung des Arbeits­­umfeldes wird am häufigsten genannt (67 Prozent).

Soziale Beziehungen sind in Krisen wichtig

Gerade den sozialen Beziehungen wird eine erhebliche Bedeutung beigemessen: 43 Prozent bringen ihre Mitarbei­­tenden mit Gruppen­­treffen, Zusammenhalt und Gemeinsinn gut durch Krisen, 38 Prozent mit Belohnung, 30 Prozent mit Weiter­­bildungen und 26 Prozent mit Veränderungen der Organisations­­struktur. (tl)

Die Studie mit dem Titel „Resilienz – gut durchkommen. Anpassungs­­fähigkeit in Zeiten von Krisen erhöhen“ ist Bestandteil der jüngsten Jahresumfrage des VWT.

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