Lesedauer: 3 Minuten
Zauberwort Resilienz: Was tun Thüringer Unternehmer?
Immer wieder gibt es neue Themen und Begriffe in der Wirtschaft, die sofort an Breitenwirkung gewinnen. Aktuell ist das Thema Resilienz in aller Munde. Der Begriff kommt eigentlich aus der Psychologie und bedeutet Anpassungsfähigkeit. Resilienz kann einen wichtigen Beitrag zur Fähigkeit eines Einzelnen oder eines Unternehmens leisten, sich zu erholen oder auf Herausforderungen und Veränderung zu reagieren.
Besonders in Krisensituationen ist das wichtig. Das IWT – Institut der Wirtschaft Thüringens hat dieses Thema in einer aktuellen Studie beleuchtet.
Ein Unternehmenslenker, der sich mit Krisen bestens auskennt, ist Stefan Landes, Geschäftsführer der N3 Engine Overhaul Services GmbH & Co KG. Seine Erfahrungen und Schlussfolgerungen beschreibt er so: „Die Luftfahrt-Branche ist in den letzten Jahrzehnten durch viele Krisen gegangen. Die Massivität der globalen Coronakrise hat die Resilienz und die Stärke unseres Unternehmens und die unserer Mitarbeitenden ganz besonders gefordert, aber auch gefestigt. Mit dieser Erfahrung stellen wir uns den ambitionierten Zielen und Herausforderungen der kommenden Jahre.“
80 Prozent der Unternehmen von Krisen betroffen
Zunächst die nüchternen Zahlen, die die Studie ausweist. „Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen sind von den Krisen betroffen. Die unternehmerische Resilienz setzt darauf, gut durch die Krisen zu kommen. Zu den fünf größten Bedrohungen zählen die Unternehmen Energiekosten (82 Prozent), Preissprünge (73 Prozent), gestörte Lieferketten (64 Prozent), Erdgasknappheit (50 Prozent) und Fachkräftemangel (48 Prozent)“, erläutert der Präsident des Verbandes der Thüringer Wirtschaft (VWT), Hartmut Koch. Vier von fünf befragten Unternehmen stellen sich der Studie zufolge auf derartige Risiken ein.
Der Studie zufolge erschließt jedes fünfte Unternehmen neue Geschäftsmodelle, mehr als die Hälfte setzt auf Automatisierung und Digitalisierung (57 Prozent) und schnelle Entscheidungen (56 Prozent). Tempo zeigt sich auch in der Produktentwicklung: 44 Prozent setzen auf Produktinnovationen.
Bemerkenswert sind auch folgende Zahlen: Nur annähernd die Hälfte verfügt über vorbereitete Notfallpläne (46 Prozent). Etwa ein Drittel (37 Prozent), der antwortenden Unternehmen sieht in offener Fehlerkommunikation einen Weg, sich gegen kommende Krisen zu rüsten. Umgestellt wurde vor allem die betriebliche Logistik: 70 Prozent erhöhten Pufferbestände, 53 Prozent erschlossen neue Bezugsquellen und 42 Prozent vergrößerten die Lieferantenanzahl. Jedes dritte Unternehmen verbesserte sein Risikomanagement.
Individuelle Resilienz gefordert
IWT-Chef Enrico Schöbel weitet den Blick auf allgemeine Fragen der Unternehmensführung: „Die unternehmerische Resilienz ist deutlich vom notwendigen Handeln geprägt, auf schwierige wirtschaftliche Situationen schnell zu reagieren und gegenzusteuern.“ In diesem Kontext spiele die individuelle Resilienz von Belegschaft und Führungsmannschaft eine zentrale Rolle. Sie definiert die Fähigkeit von Beschäftigten, widerstandsfähig gegenüber Krisensituationen zu sein.
Beschäftigte brauchten nach Schöbels Worten Selbstvertrauen und sollten sich mit der Arbeit und den Arbeitsbeziehungen identifizieren. Die Art der Führung des Unternehmens spielt hierbei eine zentrale Rolle. „Das Führungsteam sollte Optimismus ausstrahlen, Vielfalt schätzen, Ziele setzen und Orientierung geben. Insbesondere gilt es strukturiert und klar zu kommunizieren,“ so Schöbel.
Was tun Führungskräfte?
Bleibt die Frage, wie Führungskräfte Beschäftigte gut durch Krisen bringen. Auch hier liefert die Studie aktuelle Zahlen aus den Unternehmen. Fast die Hälfte der antwortenden Firmen nennt Routine und Kontinuität (47 Prozent) und knapp zwei Drittel unterstützende Führung (64 Prozent). Die Gestaltung des Arbeitsumfeldes wird am häufigsten genannt (67 Prozent).
Soziale Beziehungen sind in Krisen wichtig
Gerade den sozialen Beziehungen wird eine erhebliche Bedeutung beigemessen: 43 Prozent bringen ihre Mitarbeitenden mit Gruppentreffen, Zusammenhalt und Gemeinsinn gut durch Krisen, 38 Prozent mit Belohnung, 30 Prozent mit Weiterbildungen und 26 Prozent mit Veränderungen der Organisationsstruktur. (tl)