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„Gotha muss sich jeden Tag neu beweisen“
Im Gespräch mit Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch
Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch gilt als umtriebiger Mann. Nicht zuletzt deshalb ist er seit 2006 immer in seinem Amt bestätigt worden, so auch 2024. In Kreuchs fast zwanzigjähriger Amtszeit hat die Stadt auch überregional an Profil gewonnen. Gotha schafft es, durch Großereignisse immer wieder in die Schlagzeilen zu kommen. In Zeiten, in denen immer weniger Kommunen bereit sind, ins finanzielle Risiko zu gehen, beschreitet Gotha einen anderen Weg. Im WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Interview erläutert Knut Kreuch seine Beweggründe, spricht über die Unterstützung der örtlichen Wirtschaft für das Landesfest und verrät, dass im Jubiläumsjahr der Stadt wohl nicht mit royalem Besuch zu rechnen ist.

Foto: Lutz Ebhardt
Herr Oberbürgermeister, wenn es um Großereignisse geht, haben viele Städte und Regionen Vorbehalte wegen des Aufwands und der Kosten. Um es einmal hemdsärmelig zu formulieren: Warum tut sich die Stadt Gotha den Thüringentag 2025 an?
Ich will es Ihnen zuerst historisch sagen: Seit der Fürstenhochzeit zu Gotha vor 725 Jahren hat sich die Stadt einen hervorragenden Ruf als gute Gastgeberin erworben. Nicht zuletzt haben der Thüringentag 2011, die Europeaden der Jahre 2013 und 2023 oder das Internationale Fahnenschwingertreffen 2017 sowie die jährlich stattfindenden Barockfeste auf Schloss Friedenstein dazu beigetragen, dem historischen Aspekt eine moderne Facette zu geben. Gotha muss mehr als gleich große Städte um Anerkennung kämpfen, deshalb laden wir ein, um der Welt dieses Gotha zeigen zu können.
Als Wirtschaftsmagazin interessiert uns natürlich zuerst der wirtschaftliche Aspekt einer solchen Großveranstaltung. Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Thüringentag in Ihrer Stadt für die Gothaer Wirtschaft?
Für mich ist klar: Jedes Festival, jede Großveranstaltung stellt nicht nur Gothaer Unternehmen vor, sondern bringt auch Wirtschaftskraft in die Region, zeigt jungen Leuten, welche Arbeitsplatzperspektive sie in einem lebendigen Umfeld haben. Sie müssen wissen: Alles, was in der Welt funktioniert, hat auf irgendeine Art und Weise etwas mit Gotha zu tun. Deshalb sollte man nie auf Gothaer Produkte verzichten – ob Achsen im Auto, Schienen für die Straßenbahn, Stahlmöbel im Bad, Heftpflaster auf der Haut oder Bier aus Gotha für den Genuss.
Wie hat sich die Zusammenarbeit der Stadt mit den ortsansässigen Unternehmen im Vorfeld des Thüringentages gestaltet? Sind Sie auf offene Ohren gestoßen? Gibt es spezielle Projekte oder Programmpunkte?
Gothaer Unternehmen haben vom ersten Tag an das Landesfest unterstützt und der Stadt den Rücken für ihre Bewerbung gestärkt. Wen wir ansprachen, der war mit Ideen dabei – egal ob dies die Kreissparkasse Gotha war, die Stadtwerke Gotha, die Wohnungsunternehmen oder die Behörden. Überall trafen wir auf offene Ohren und helfende Hände.

Blick vom Schloss Friedenstein auf die Altstadt | Foto: Leonardo Franko – stock.adobe.com
Am 5. Mai wird der Thüringentag Geschichte sein. Welche wirtschaftlichen Herausforderungen stehen dann wieder ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste?
Gotha muss sich jeden Tag neu beweisen. Auch während des Thüringentages geht die Strategie, ein starker Wirtschaftsstandort zu sein, weiter. Natürlich setzen wir große Hoffnungen auf unser Industriegebiet GothA4 an der Autobahn und auf die bessere Erschließung von Gotha-Ost durch den Neubau der Kindleber Straße.
Wie funktionieren Ihre Kontakte zur Gothaer Wirtschaft? Gibt es da feste Formate?
Regelmäßige Firmenbesuche, Teilnahme von Unternehmerinnen und Unternehmern an Veranstaltungen der Stadt, Betreuung von Unternehmen durch die städtische Wirtschaftsförderung sowie Veranstaltungsformate wie der „Wirtschaftsclub“ oder der „Gelehrten-Stammtisch“ gehören zu den festen Größen im städtischen Miteinander.
Auch Gotha kann nicht ohne sein Umland leben. Der „Thüringer Bogen“, den wir im WIRTSCHAFTSSPIEGEL schon näher beleuchtet haben, ist ein Beispiel dafür. Abgesehen davon: Wie beschreiben Sie Ihre Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen?
Konkurrenz ist die falsche Antwort auf die Fragen der Zukunft. Wege, um zusammenzufinden, sind die Antwort der Zukunft – und so ist der Thüringer Bogen ein Weg, um zusammenzubringen, was zusammengehört.
Ganz zum Schluss gestatten Sie mir noch eine Frage, die ich Ihnen einfach stellen muss. Sie haben seinerzeit der Queen die Hand geschüttelt. Es wird Ihnen nachgesagt, dass Sie sich um Kontakte zum englischen Königshaus bemühen. Wird Gotha demnächst royalen Besuch zu erwarten haben – womöglich sogar zum Thüringentag?
Nichts interessiert die Öffentlichkeit mehr als die royalen Verbindungen Gothas. Ja, im Jahr 2026 werden die in Großbritannien und Belgien regierenden Familien 200 Jahre alt, denn die Gründung des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha im Jahr 1826 markiert dieses Datum. Ich habe nicht nur die Queen und ihren Mann, sondern auch den heutigen König und die Königin, die Könige der Belgier und den Fürsten von Monaco sowie die schwedische Königsfamilie getroffen. Das ist genauso schön, als wenn ich eine liebenswerte Gothaerin oder einen Gothaer auf der Straße treffe. Kurzum: Königsbesuche brauchen keine Festivitäten – und so wird auch zum Thüringentag keine königliche Visite erwartet.
Interview: Torsten Laudien