Neun von zehn deutschen Haushalten halten die Energiewende für wichtig

Die Zustimmung und Handlungsbereitschaft in Sachen Energiewende ist in Deutschland trotz Coronakrise hoch.

Neun von zehn deutschen Haushalten halten die Energiewende für wichtig | Foto: ©Coloures-Pic – stock.adobe.com

Laut Energiewendebarometer der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) halten über 90 Prozent aller Haushalte sie für wichtig. Gut ein Drittel der Haushalte wenden bereits Energiewendetechnologien an oder planen dies binnen eines Jahres. Die Studie lässt ein sehr hohes Wachstum bei Elektroautos erwarten.

Für die privaten Haushalte hierzulande hat die Corona-Pandemie vielfältige Unsicherheiten und häufig auch finanzielle Einbußen mit sich gebracht. Gleichzeitig haben die jüngsten Extremwetterereignisse im Sommer 2021 verdeutlicht, welch große Herausforderungen Klimaschutz und der Umgang mit Klimaveränderungen für Deutschland sind. Und nicht zuletzt steigt der Handlungsdruck durch ambitioniertere Klimaschutzziele in der EU, wodurch Deutschland seine Emissionen deutlich schneller verringern muss als bisher eingeplant.

Wie das aktuelle KfW-Energiewendebarometer zeigt, ist die Zustimmung der deutschen Haushalte zur Energiewende in diesem Spannungsfeld weiterhin überaus hoch: Der im Dezember 2020 bis Januar 2021 durchgeführten, haushaltsrepräsentativen Befragung nach befürworten 92 Prozent von ihnen die Energiewende – das sind nach knapp einem Jahr Coronakrise sogar etwas mehr als im Jahr zuvor. Die Zustimmung ist dabei quer durch die gesamte Bevölkerung hoch. Dies gilt für Altersklassen, Einkommensklassen, unterschiedliche Regionen und Siedlungstypen sowie unterschiedliche Bildungshintergründe der befragten Haushaltsmitglieder. In keiner relevanten Teilgruppe fällt die Zustimmung unter 80 Prozent. Auch die Bereitschaft, persönliche Einschnitte hinzunehmen, um die Energiewende voranzutreiben, ist in der Pandemie weitestgehend stabil geblieben. Auf einer Skala von null bis zehn liegt der Mittelwert der Antworten mit 6,1 nur etwas niedriger als im Vorjahr (6,5). Allerdings sinkt die Bereitschaft bei einer höheren wirtschaftlichen Betroffenheit durch die Krise auf einen Mittelwert 5,9 bei betroffenen gegenüber 6,2 bei nicht betroffenen Haushalten.

Mit Blick auf die Verbreitung von Energiewendetechnologien in der Bevölkerung, können erneute Zuwächse verzeichnet werden. Gut jeder vierte (27 Prozent) Haushalt gibt an, dass er mindestens eine der abgefragten Technologien – Photovoltaik, Solarthermie, Batteriespeicher, Wärmepumpe, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpelletsheizung, Elektroauto – bereits nutzt. Damit sind rund elf Millionen Haushalte in Deutschland „Energiewender“ – fast vier Prozentpunkte oder rund 1,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Weitere sieben Prozent planen die Anschaffung in den kommenden zwölf Monaten. Am weitesten verbreitet in Deutschland ist nach wie vor die Solarthermie, die jeder zehnte Haushalt nutzt. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen (8,7 bzw. 8,5 Prozent der Haushalte). Der deutlichste Anstieg ist bei den Elektroautos zu beobachten, die nun in 3,4 Prozent der Haushalte vorhanden sind (+1,3 Prozentpunkte). Der Blick in die Zukunft zeigt das weitere Potenzial der E-Mobilität hierzulande: Aktuell planen rund fünf Prozent der Haushalte die Anschaffung in den nächsten zwölf Monaten, weitere acht Prozent können sich vorstellen, in den kommenden zwei bis drei Jahren ein Elektroauto zu fahren. Für weitere rund 24 Prozent ist dies zumindest in den nächsten vier bis zehn Jahren vorstellbar. Zusammen mit den bisherigen und konkret geplanten Nutzern stellt diese Gruppe, die ein Elektroauto in den kommenden zehn Jahren zumindest in Erwägung zieht, fast jeden zweiten Haushalt (43 Prozent) in Deutschland.

Deutschland kommt bei den Energiewendetechnologien voran. Die Anzahl der Elektroautos hat sich allein in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht, fast die Hälfte aller Haushalte kann sich vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein Elektroauto zu fahren. Ein konsequenter Ausbau der Ladeinfrastruktur dürfte diesen Trend noch verstärken. Und bei Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen wird die 10-Prozent-Marke wohl schon in naher Zukunft geknackt werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Diese erfreulichen Zahlen überdecken jedoch, dass es weiter eine relativ kleine Gruppe ist, die diese Entwicklung treibt. Klimafreundliche Technologien werden nach wie vor in erster Linie von besserverdienenden Haushalten genutzt. Das Ziel der Klimaneutralität erfordert jedoch eine ‚flächendeckende‘ Energiewende.“ Herausfordernd ist insbesondere die Aktivierung der Mieterhaushalte und der einkommensschwächeren Haushalte. Es brauche Rahmensetzungen und Anreize, die auch weiteren breiten Bevölkerungsteilen Investitionen in klimaneutrale Technologien ermöglichen. In Ergänzung eines steigenden CO2-Preises sind begleitende Instrumente zwingend erforderlich. „Die Transformation zur Klimaneutralität kann nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen mit an Bord sind“, so Köhler-Geib.

Die Studie ist eine repräsentative Umfrage bei etwa 4.000 Haushalten in Deutschland zum Thema Energiewende. Sie gibt Aufschluss über die Einstellung der Haushalte zum Thema Energiewende, die Ausstattung der Haushalte mit Energiewendetechnologien und die Dynamik von Neuinvestitionen. Sie wurde durch das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH durchgeführt. (em/tl)

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