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Automotive Cluster Ostdeutschland 

Neue Wege, neue Partner, neue Strategien

Rund 180 Teilnehmende diskutierten Zukunftsperspektiven zum Jahreskongress des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) in Leipzig

Unter der Überschrift „Neue Partner – Neue Chancen – Konkrete Mehrwerte“ lud der Automotive Cluster Ostdeutschland, kurz ACOD, am 13. September in das Porsche Experience Center in Leipzig ein. Als Netzwerk selbst kooperiere der ACOD seit nunmehr gut einem Jahr mit dem Thüringer Photonik-Cluster Optonet e.V. und wolle nun den Jahreskongress auch dafür nutzen, Synergien und Kooperationsansätze von Automobilherstellern, Zulieferern und Photonikunternehmen sichtbar zu machen.

ACOD Kongress 2023: Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft des Landes Thüringen, Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär Stabsstelle in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Lászlò Papp, Bürgermeister Debrecen (Ungarn), Petra Peterhänsel, Vorstandsvorsitzende ACOD e.V. und Werkleiterin BMW Group Werk Leipzig, Michael Kahlke, Vorstand OptoNet e.V. und Global Director New Business im politischen Auftaktgespräch zur Transformation der Automobilindustrie | Foto: Juliane Keith / Wirtschaftsspiegel

ACOD Kongress 2023: Transformation der Automobilindustrie

Dass sich die automobile Welt von OEMs und Zulieferern nicht nur in Ostdeutschland mitten in der Transformation befindet ist nicht neu und weiter herausfordernd. Zu den Rahmenbedingungen startete der Tag mit einem politischen Gespräch, an dem neben Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und dem Staatssekretär der Sachsen-Anhaltischen Staatskanzlei, Jürgen Ude, auch Lászlò Papp teilnahm. Papp ist Bürgermeister von Debrecen, Ungarns zweitgrößter Stadt. Die Universitätsstadt hat bei rund 200.000 Einwohnern 30.000 Studierende. Papp berichtete, wie sehr seine Region in Bildung investiert, Schülerinnen, Schüler und Studierende, darunter allein 8.000 ausländische Studierende, an den Debreciner Universitäten fördert. „Der Kampf um die besten Fachkräfte wird unserer Ansicht nach auf den Schulbänken gewonnen“, sagte Papp und machte klar, welchen Fokus seine Region im Standortwettbewerb legt.

Die mitteldeutschen Vertreter gaben zu verstehen, dass die Aufgabenstellungen der Unternehmen in der Politik und Verwaltung adressiert und unterstützende Programme aufgelegt und in Bearbeitung sind. Auch könne man die hohen Anforderungen von Prozessoptimierung und Digitalisierungsvorhaben, mit dem Verweis auf eigene E-Government-Implementierungen, gut nachvollziehen. Versuche bürokratische Hürden abzubauen, seien mit Blick auf die Kleinteiligkeit der Verwaltung herausfordernd. Wolfgang Tiefensee sprach von „durchaus dicken Brettern, die da zu bohren sind.“

Neue Lösungswege durch Kooperationsansätze

Die Blicke in die Unternehmenswelten zeigten im folgenden Konferenzprogramm neue Lösungen und Ergebnisse, die aus Kooperationen hervorgingen. Ressourcen, ob Roh-, Hilf- und Betriebsstoffe und deren effizienter Einsatz, waren tagesbestimmend. Beispiele für Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff, darunter in der Intralogistik des Leipziger BMW Werkes, stießen auf reges Interesse bei den Teilnehmenden. Das Ziel zur CO2-neutralen Produktion ist bei allen ostdeutschen OEM fest in der Unternehmensstrategie verankert.

Neue Digitallösungen zur weiteren Optimierung von Produktionsabläufen wurden vorgestellt, die nötige Reduktion von Lieferstörungen immer wieder thematisiert – durchaus auch mit der Einladung an die Zulieferer, wieder stärker miteinander ins Gespräch zu kommen.

Vertiefende Vortrags-Sessions und Start-up Pitchs zu Kerngebieten

In drei Sessions diskutierten die Teilnehmenden parallel zueinander „Antriebstechnik / Mobilität“, „Der Mensch“ und „Optik“, in dem mit der 3D-Laserbearbeitung, „smartem Glas“ und den optischen Innovation für die Entwicklung autonomen Fahrens die Thüringer Unternehmen des Optonet stark vertreten waren.

Im Panel der Start-Ups folgten vielversprechende Produktentwicklungen. Vorgestellt wurden innovative Leichtbau-Faserverbundstoffe, photonische Sicherheitsschlüssel via Quantenkommunikation, sensible Roboterlösungen mit Tastsinn zum Aufnehmen zerbrechlicher Teile. Bemerkenswert, dass bis auf ein Thüringer Startup alle anderen in Dresden zu finden sind.

Dr. Thomas May, Vorstand Produkte, ifm-Unternehmensgruppe mit einem Vortrag in Session I „Flexible Produktion“ | Foto: Juliane Keith / Wirtschaftsspiegel

Petra Wallasch, Geschäftsführerin, rapidobject GmbH mit einem Vortrag in Session III „DerMensch“ | Foto: Juliane Keith / WIRTSCHAFTSSPIEGEL

Traditionelle OEM-Werkleiterrunde

Die OEM-Werkleiter-Runde bildet den traditionellen Höhepunkt des Kongresses: Gerd Rupp, Leiter des Porsche Werkes in Leipzig, Markus Keicher, Produktions- und Standortchef von Mercedes-Benz in Ludwigsfelde, Jörg Escher, Werkleiter von Opel Eisenach und Torsten Fox, Leiter Personalwesen der BMW Group Leipzig gaben Einblicke in die vergangenen und Ausblicke auf die kommenden zwölf Monate. BMW und Porsche werden erweitern, Mercedes-Benz setzt in der Produktentwicklung ganz stark auf Nachhaltigkeit, hohe Qualitätsstandards und Langlebigkeit. Opel Eisenach ist der einzige Standort, der mit Effizienzmaßnahmen erreichen konnte, dass ohne eine Werkserweiterung ab kommendem Jahr zwei neue Modelle am Standort gelauncht werden. Alle Werkleiter gehen auf die aktuellen Zahlen und Produktionsziele von E-Fahrzeugen und die Entwicklung der E-Komponenten-Fertigung ein und formulieren ihr klares Bekenntnis zum Klimaschutz.

Der ACOD-Kongress hat sich durch die Kooperation von ACOD und Optonet neu erfunden, das Programm ist in Inhalten und Kompetenzen gewachsen. Dass mit der Photonik wichtige Bausteine für die technologische Realisierung des autonomen Fahrens nach Ostdeutschland kommen, klingt aussichtsreich.

Fotos: Juliane Keith | WIRTSCHAFTSSPIEGEL

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