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Jede Stadt sollte sich um eine positive überregionale Ausstrahlung bemühen
Im Interview mit Schmalkaldens Bürgermeister
Großereignisse sind in Verruf gekommen: zu teuer, zu viel Aufwand und am Ende auch wenig nachhaltig. Das muss nicht sein, findet man in Schmalkalden. Die Stadt ist Gastgeberin des diesjährigen Thüringentages. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTSSPIEGEL lädt Bürgermeister Thomas Kaminski zum Landesfest ein und gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Und ganz am Ende lässt er noch einen geheimen Traum durchscheinen.

Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski lädt zum diesjährigen Thüringentag in seine Stadt ein. | Foto: Michael Reichel
Herr Bürgermeister, wenn man durch Schmalkalden geht, sieht man nicht nur eine wundervoll hergerichtete Innenstadt, sondern bemerkt man auch eine positive Grundstimmung unter den Menschen. Worauf führen Sie das zurück?
Große Ereignisse schweißen zusammen. Wenn sich alle zusammentun, kann gemeinsam viel erreicht werden und die gesamte Region profitiert davon. Nur gemeinsam ist man stark!
Andere Kommunen scheuen sich, in ihren Mauern Großereignisse wie den Thüringentag auszurichten. Warum wollten Sie das Landesfest nach Schmalkalden holen?
Schmalkalden hat sehr positive Erfahrungen gesammelt mit der Ausrichtung der Thüringer Landesgartenschau im Jahr 2015. Es war damals für uns eine Chance, nicht nur den Stadtumbau und die Stadtentwicklung voranzutreiben, sondern unseren Gästen die Fachwerkinnenstadt zu präsentieren. Dies hat uns sehr viel positive Resonanz eingebracht. Ähnliche Erfahrungen haben wir 2017 im Rahmen der Veranstaltung 500 Jahre Reformationsjubiläum gesammelt. Nun war es nach Corona an der Zeit, an diese positiven Erfahrungen anzuknüpfen. Von Zeit zu Zeit sollte sich jede Stadt auch um eine positive überregionale Wahrnehmung bemühen, zumindest ist das das Ziel der Stadt Schmalkalden.
Was wird den Thüringentag in Ihrer Stadt von seinen Vorgängern unterscheiden
Üblicherweise wird der Thüringentag als das größte Bürgerfest des Freistaates gepriesen. Wir haben gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen in Schmalkalden aber nicht nur vor, eine große Party zu feiern, sondern möchten auch auf die aktuellen Themen, die unsere Menschen bewegen, eingehen. Neben besten Beispielen zur regenerativen Energiegewinnung, einem nachhaltigen Leben, nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft und dem Fokus auf Regionalität wird auch die Präsentation von unterschiedlichen Sportarten eine Rolle spielen. Es gibt Bobanschiebe-Meisterschaften, Sommerrodeln, Skispringen für Jedermann und natürlich auch Fußball. Die Jüngsten werden im Schloss ein tolles Kinderfest erleben und abends eine Führung mit Gruselfaktor erfahren.
Das Wichtigste ist aber, dass wir von Anfang an darauf geachtet haben, den CO2-Fußabdruck für dieses Großereignis in Thüringen klein zu halten und im Zusammenhang mit dem Thüringentag ausgestoßenes CO2 mit Maßnahmen zu kompensieren. Schließlich soll dieses Fest künftige Generationen nicht belasten.

Die malerischen Gassen der Schmalkalder Altstadt sind immer einen Bummel wert. | Foto: ecwo – stock.adobe.com
Acht Eventstandorte sind über die Stadt verteilt. Wie wollen Sie das logistisch lösen?
Wir werben sehr dafür, dass die Gäste aus nah und fern mit Bus und Bahn nach Schmalkalden kommen. Die meisten Standorte sind fußläufig gut erreichbar. Für weiterentfernte Standorte, wie den Agrarstandort, wird eine Anbindung über einen Shuttle erfolgen. Die Gäste, die mit dem PKW nach Schmalkalden kommen, werden durch insgesamt drei Großparkplätze vor den Toren unserer Stadt empfangen und dann per Shuttle in die Innenstadt verbracht. Am gesündesten und wohl auch angenehmsten wird es für die Gäste aus dem näheren Umfeld sein, mit dem Fahrrad nach Schmalkalden zu kommen. Es sind genug Fahrradständer vorgesehen.

Schmalkalden ist auch Lutherstadt. Hier wohnte der Reformator 1537 während der bedeutendsten Tagung des Schmalkaldischen Bundes und veröffentlichte seine berühmten Schmalkaldischen Artikel, die als Glaubensbekenntnis der evangelisch lutherischen Kirche ihren Weg in die Welt nahmen.
Stichwort Nachhaltigkeit: Was wird vom Thüringentag bleiben, wenn alle Bühnen wieder abgebaut sind?
Die Kirchengemeinde Schmalkalden beabsichtigt, die Stadtkirche zu einer Arche Noah umzugestalten. Es werden zahlreiche Bäume im Kirchenschiff aufgestellt werden. Nach dem Thüringentag werden diese Bäume im Stadt gebiet ein neues Zuhause finden. Außerdem erwarten wir, dass einige der Gäste Gefallen an unserer Fachwerkinnenstadt finden und uns ein zweites und drittes Mal besuchen werden.
Dies wird unserer Innenstadt, dem dortigen Einzelhandel und der Gastronomie ebenso helfen wie unseren Hotels und Vereinen, die mit zahlreichen Ehrenamtlichen zum guten Gelingen des Thüringentages beitragen werden. All diese Helfer fühlen sich mit der Stadt Schmalkalden noch mehr verbunden. Ein Großereignis schweißt die Menschen zusammen.
Was wird für Sie das Highlight des Festwochenendes sein?
Es fällt mir schwer, an dieser Stelle von einem Highlight zu sprechen, wenn am Donnerstagabend Ben Zucker auftritt, am Freitag Andrea Berg Schmalkalden und Gäste unterhält, Lotte am Samstagabend ein junges Publikum begeistern wird und der Thüringentag am Sonntagabend mit dem Konzert von Barclay James Harvest sein Ende finden wird. Es ist sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen.
Nach der Landesgartenschau 2015 und dem Reformationsjubiläum ist der Thüringentag das dritte Großereignis, dass hier stattfindet. Was kommt als nächstes?
Schwere Frage. 2024 feiert Schmalkalden die 1150 Jahrfeier und lädt schon heute dazu ein. Und wie hat sich der Sportausschussvorsitzende des Bundestages, Frank Ullrich, gegenüber der Presse geäußert: „Es ist absolut sinnvoll“, dass sich Deutschland für die olympischen Winterspiele stark macht. Das wäre auch was für unsere Region in Partnerschaft mit anderen.
Interview: Torsten Laudien