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Politische Gespräche und studentische Ideen

Thüringen und Klimaschutz

Er gehört zu den brennendsten The­men unserer Zeit: der Klimaschutz. Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert – und auch so öffentlich­keitswirksam in Szene gesetzt. Vom 6. bis 18. November fand im ägyptischen Scharm asch-Schaich die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) statt. Auch Thüringen hat sich hier mit einge­bracht.

„Beim Klimaschutz kommt es auf alle Ebenen an.“ Anja Siegesmund, Thüringer Umweltministerin | Foto: TMUEN

Der Freistaat war gleich in zweierlei Hinsicht auf der COP27 vertreten. Einerseits natürlich auf der politischen Ebene durch Umwelt- und Energie­ministerin Anja Siegesmund, andererseits in Form eines ganz besonderen Projekts von Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar.

Umweltministerin Anja Siegesmund war in der Abschlusswoche Teil der deutschen Delegation bei der Weltklimakonferenz. Neben den offi­ziellen Terminen vertrat sie Thüringen dort im regionalen Netzwerk „Under2“. Dabei handelt es sich um ein regionales Netzwerk für Klima­schutz. In dem Bündnis sind weltweit Regionen, Länder und Kommunen mit mehr als 1,75 Milliarden Menschen vernetzt. Es verfolgt das gemeinsame Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Als Landesministerin aus den neuen Ländern hat sie sich dazu mit Vertretern anderer an diesem Bündnis beteiligter Regionen ausgetauscht. So inter­essierte sich die spanische Region Anda­lusien beispielsweise für bilaterale Kontakte zum Klimaschutzgesetz. In Gesprächen mit Vertretern des australischen Bundesstaats New South Wales ging es allgemein um Ambitions­steigerungen und speziell um grünen Wasser­stoff, hieß es aus dem Umwelt­ministerium.

Regionale Klimapolitik im intern­ationalen Kontext

„Beim Klimaschutz kommt es auf alle Ebenen an“, sagte die Ministerin dem WIRTSCHAFTS­SPIEGEL. Nicht zuletzt „auf das lokale Engagement – deshalb haben wir auch jüngst den Klimapakt mit den Thüringer Kommunen geschlossen.“ Unterhalb der internationalen Ebene sei auch und gerade interregionale Klimapolitik vernetzt und global solidarisch. „Das Netzwerk der ‚Under2Coalition‘ verbindet Regionen aus der ganzen Welt, die gemeinsam eine ambitionierte Klimaschutzpolitik für das Erreichen der Pariser Klimaziele anpacken“, so die Ministerin zu ihren internationalen Ge­sprächen.

 

„Beyond Fast Fashion“ aus Weimar

Auch die Bauhaus-Universität Weimar war zu Gast bei der 27. Weltklimakonferenz. Auf Einladung der Vereinten Nationen präsentierten Weimarer Studierende auf der COP27 in Ägypten Ideen für einen nachhaltigen Umgang mit Textilien. Im Austausch mit internationalen Händlern und Herstellern der Textilindustrie wurde diskutiert, wie das Recycling von Altkleidung optimiert werden kann. Entwickelt wurden die Konzepte im Rahmen des interdisziplinären Bauhaus Moduls „Textile.­Umwelten“, bei dem die Studierenden textile Wertschöpfungsketten grundlegend untersucht, hinterfragt und neu gedacht haben.

Ob in Kleidung, Möbeln, medizinischer Aus­rüstung, Gebäuden oder Fahrzeugen: Textilien sind aus dem Alltag nicht wegzudenken und finden sich in nahezu allen Lebensbereichen wieder. Damit beginnt das Problem: „Bei Herstellung, Transport und Recycling von Textilien wird unsere Umwelt enorm belastet, was ein zwingendes Umdenken der Wertschöpfungskette erfordert“, erläutert Prof. Eckhard Kraft, Studiengangleiter Umwelt­ingenieurwissenschaften und Initiator der entsprechenden Lehrveranstaltung. Dabei wurde die Frage er­örtert, wie der Wandel von einer schnelllebigen „Wegwerf-Kultur“ hin zu einer nachhaltigen textilen Kreislaufwirtschaft gelingen kann.

Eines der studentischen Projekte: Verschiedene Arten von Hüllen können aussortierte Textilien wieder in Form bringen. | Foto: Dominique Wollniok

Kooperation mit UN seit 2019

Elf Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Altkleidung wurden erarbeitet und im Rahmen der Jahresschau summaery2022 im Juli präsentiert. Vertreter der Uni und  der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) haben die besten Ideen ausgewählt und die beteiligten Studierenden zur 27. Weltklimakonferenz eingeladen. Bereits ein Jahr zuvor hatte eine Gruppe Studierender der Bauhaus Universität Weimar die Chance, bei der UN-Konferenz in Glasgow 2021 ihre Ideen zur Permakultur im urbanen Raum zu präsentieren. Die Kooperation mit den Vereinten Nationen entstand 2019, als Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des Klima­sekretariats der Vereinten Nationen, eine Bauhaus-Gastprofessur innehatte. Eine Forschungsgruppe soll das Thema nachhaltiger Textilkreislauf an der Fakultät Bauingenieurwesen weiter bearbeiten. (tl)

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