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STIFT-Vorständin Christiane Kilian im Interview zu 25 Jahren Innovationspreis Thüringen

Erfolge würdigen, Mut machen und Impulse setzen

Er gilt als bundesweit wichtigster und höchstdotierter Preis seiner Art. Der Inno­vationspreis Thüringen wird in diesem Jahr bereits zum 25. Mal ver­liehen. Ziel ist es, Innovationen sowie die dahinter stehenden Akteure zu würdigen und Unternehmen zu moti­vieren, den Wettbewerbsfaktor Innovation noch intensiver in ihre Firmenphilosophie einzubeziehen und strategisch stärker zu nutzen. Das Jubiläum ist Anlass zu Rück- und Ausblick. STIFT-Vorständin
Christiane Kilian hat sich den Fragen von WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Chefredakteur Torsten Laudien gestellt.

STIFT-Vorständin Christiane Kilian | Foto:  STIFT

Frau Kilian, wenn der Inno­vations­preis Thüringen in diesem Jahr zum 25. Mal vergeben wird, darf man wohl mit Recht von einer Erfolgs­geschichte ausgehen. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?

Innovationen sichern unseren Wohlstand und Zukunft. Dass wir mit dem Innovationspreis besondere Leistungen auszeichnen, ist einer­seits verdiente Anerkennung und öffentliche Würdigung unternehmerischer Innovation – aber auch ein Marketingeffekt für den gesamten Freistaat Thüringen. Gleichzeitig ist der Innovationspreis seit 25 Jahren Anreiz das Innovationsökosystem immer weiter­zu­entwickeln und zu stärken und dem Zeitgeist immer einen Schritt voraus zu sein. Auch die Preisverleihung selbst ist eine Erfolgsgeschichte. Denn Innovation ist nicht nur ein Wort, ist keine leere Hülle. Innovationen leben von Austausch zwischen Menschen, zwischen Unternehmen und Institutionen, insbesondere leben Innovationen vom interdisziplinären Austausch. Hier haben sich die Preisverleihung und ihre Begleitveranstaltungen zum wichtigen Treffpunkt des Who-is-Who des Thüringer Innovationsökosystems entwickelt und bieten eine bewährte Plattform für Erfahrungs­austausch und Netz werken. Unternehmen und Menschen, mittlerweile aus ganz Deutschland, die sich in ihren (Technologie-)Bereichen im Alltag nicht ständig über den Weg laufen, kommen hier ins Gespräch. Dieser interdisziplinäre Austausch birgt immense innovative Synergiepotenziale und hat schon das eine oder andere Projekt oder Produkt Realität werden lassen.

Betrachtet man die Preisträger dieses Vierteljahrhunderts: Welche Technologiebereiche sind beson­ders erfolg­versprechend und welche Unternehmen haben es auf den Weltmarkt geschafft?

Vom Kleinst- bis Kleinunternehmen über Forschungseinrichtung und Hochschulen bis hin zu Global Playern mit Wurzeln in Thüringen: Beim Wettbewerb war und ist stets die gesamte Palette des Thüringer Innovationsökosystems vertreten. Und das ist aus unserer Perspektive genau richtig. Sowohl von der Größe eines Unternehmens als auch von den Themen – Innovation kann fast überall entstehen. Wir möchten Mut machen für Innovation, nicht nur in den bekannten Unternehmen und Institutionen. Bei den Technologien waren die Gewinnerinnen und Gewinner immer diesen, bereits genannten Schritt vor dem Zeitgeist, aber dabei so auf den Markt fokussiert, dass die Innovation eben auch in einem erfolgreichen Produkt mündete. Digitalisierung war in Thüringen bereits in Produkten und Prozessen, als das Wort noch kein Trend war. Die Technologiebreite des Wettbewerbs zeigt einen schönen Querschnitt durch unsere Hauptbranchen Optik, Sensorik, Life Sciences, Automation, also viel Deep-Tech, aber auch Prozess- und Gesell­schafts­innovationen. Auch die Themen Nachhaltigkeit, Schonung von Ressourcen und Dekar­bonisierung spiegeln sich in vielen Innovationen wieder. Zusätzlich zeigt sich eine starke Start-up-Szene in Thüringen mit vielen neuen und agilen Unternehmen, die hochinnovative Produkte haben. Sie können tatsächlich mit den Bewerbungen von gestandenen Unternehmen mithalten und innerhalb kurzer Zeit zu etablierten Größen ihrer Branche werden und damit dem Thüringer Innovationsökosystem immer wieder neuen Schwung geben.

Was muss ein Unternehmen mitbringen, um beim Innovations­preis erfolgreich zu sein?

Um beim Innovationspreis zu punkten braucht es ein innovatives Produkt oder Verfahren mit hoher Marktrelevanz. Dabei muss es nicht zwingend die „spektakuläre“ disruptive Innovation sein. Auch kleine, aber entscheidende Verbesserungen mit hohen Marktpotenzialen haben eine Chance. Wichtig ist auch die Fähigkeit, unsere Jury zu überzeugen. Das ist oft gar nicht so einfach, denn Grundlage für die Jury-Entscheidung sind ausschließlich die eingereichten Unterlagen. Hier müssen die Teilnehmenden auf die inhaltliche Qualität der Texte in der Bewerbung achten, um ihren konkreten innovativen Ansatz darzustellen beziehungsweise die Marktfähigkeit zu vermitteln. An dieser Stelle vielen Dank an unsere Jury, die nicht nur jede Bewerbung auf Herz und Nieren prüft, sondern auch nachfragt, recherchiert und mit viel Leidenschaft und Sachverstand diskutiert.

Vom Kleinst- bis Kleinunter­nehmen über Forschungs­einrichtung und Hochschulen bis hin zu Global Playern mit Wurzeln in Thüringen: Beim Wettbewerb war und ist stets die gesamte Palette des Thüringer Innovations­öko­systems vertreten. Und das ist aus unserer Perspektive genau richtig.

Christiane Kilian

Vorständin, STIFT (Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen)

Wie begleitet die STIFT die Preis­träger-Unternehmen weiter?

Wir verstehen uns in der Trägergemeinschaft als netzwerkende Institutionen, die Innovator:innen ins Gespräch bringen und auf das nächste Level heben. So ein wenig nach dem Motto: Wir schaffen es gemeinsam, die Räder der anderen noch größer und wirkungsvoller zu drehen. Denn neben dem attraktiven Preisgeld und umfangreichen Marketingmaßnahmen öffnen wir auch unser großes, regionales, nationales und internationales Netzwerk – sowohl das der STIFT, aber auch innerhalb unserer Träger­gemeinschaft. Über den Innovationspreis sind wertvolle Kontakte und weitere Projekte im Rahmen unserer Stiftungsarbeit entstanden, ganz aktuell beispielsweise im Bereich der Nachwuchssicherung. Ehemalige Preisträger wie die Leuchtstoffwerk Breitungen GmbH und die ADVA Optical Networking SE haben einen Teil ihres Preisgeldes re-investiert und gemeinsam mit uns Projekte initiiert, um künftige Fachkräfte in der Region schon frühzeitig zu fördern und zu binden. Es ist wunderbar zu sehen, was aus dem Kontakt von Menschen, die gemeinsam eine starke Vision haben und dann gemeinsam ins Handeln kommen, entstehen kann. Ein weiteres schönes Beispiel stammt aus dem letzten Wettbewerbsjahr. Dank des persönlichen Einsatzes von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee konnte für das Preisträger-Start-up Polytives GmbH eine dringend benötigte Produktionsstätte in Thüringen gefunden und das Unternehmen hier gehalten werden.

Und diejenigen, die es nicht „aufs Treppchen“ geschafft haben?

Hier machen wir keine Unterschiede. Unser Ziel ist es, das Thema Innovation in Thüringen und darüber hinaus voranzubringen und die richtigen Player zu vernetzen beziehungsweise zu befähigen. Dafür stehen wir mit Kopf, Herz und unserem Handeln. Und jede Person, Institution, jedes Unternehmen, die diese Leidenschaft mit uns teilt, ist eingeladen, das Thüringer Inno­vations­ökosystem mit uns zu gestalten.

Nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen könnte. Wird sich am Procedere des Innovations­preises etwas ändern?

Das ist eine wunderbare Frage zum Schluss. 25 Jahre Innovationspreis. Wir wollen diesen Moment nutzen, um kurz innezuhalten. Es ist an der Zeit, die Zwischenfreude mit allen beteiligten Akteuren zu genießen, danke zu sagen und auf das zu schauen, was alles Wunderbares entstanden ist. Aus diesem Moment der Freude heraus sehen wir uns als Innovationspreis in der Pflicht, sich stets auch selbst zu innovieren. Welche Art von Innovationspreis braucht das Innovations­ökosystem heute und welchen wird es in 5, 10, 15, 20 oder 25 Jahren brauchen? Hier sind wir im ständigen Austausch innerhalb der Träger­gemeinschaft und haben das Ohr an aktuellen Technologie- und Branchen-Entwicklungen von regional bis international, freuen uns aber auch über jeden Impuls von außen. Die Welt ist im Wandel und wir auch. So entsteht ein Spielraum – beispielsweise hinsichtlich der Kategorien, oder auch bei weiteren Aspekten. In jedem Fall bleibt der Wettbewerb eine gute Plattform, die Thüringer Erfolge würdigt, Sichtbarkeit erzeugt, Mut macht und auch neue Impulse setzt.

Interview: Torsten Laudien

Verleihung des 20. Thüringer Innovationspreises am 21.11.17 in Weimar. Foto: Candy Welz

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