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25. Innovationspreis Thüringen 2022 verliehen
Fünf Spitzenentwicklungen und ein Unternehmer mit dem wichtigsten Thüringer Wirtschaftspreis ausgezeichnet
Am 30. November 2022 wurde in Weimar der Innovationspreis Thüringen 2022 verliehen. Als eine der bundesweit höchstdotierten Auszeichnungen in diesem Bereich wurde der Innovationspreis Thüringen bereits zum 25. Mal vergeben.
Ziel des Preises ist es, Thüringer Forschungsexzellenz und Innovationskraft ins Rampenlicht zur stellen und zu würdigen, aber auch den Unternehmen eine Art Starthilfe bei der Vermarktung zu geben und zur Entwicklung innovativer Produkte zu ermuntern.
Foto: Die Nominierten und Preisträger des 25. Thüringer Innovationspreis | Foto: STIFT
Der Preis ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert und wird in den Kategorien „Tradition & Zukunft“, „Industrie & Material“, „Digitales & Medien“ sowie „Licht & Leben“ vergeben. Mit dem „Sonderpreis für junge Unternehmen“ werden die innovativen Potenziale von Startup-Unternehmen unterstützt.
Für den Wettbewerb wurden 62 Bewerbungen eingereicht, die in einem zweistufigen Verfahren von einer 19-köpfigen Jury gesichtet und bewertet wurden. Bei der Preisvergabe entscheidet die Jury nach mehreren Kriterien. Dazu zählen Innovationsgrad, Nachhaltigkeit, unternehmerische Leistung, Funktionalität, Gebrauchswert und wirtschaftlicher Erfolg.
Außerdem müssen die Wettbewerbsbeiträge bereits auf dem Markt eingeführt sein oder in Kürze auf den Markt kommen und Aussicht auf eine erfolgreiche Etablierung haben. Weitere Voraussetzung ist, dass die Innovation über wiegend in Thüringen entwickelt und/oder gefertigt wurde.
Die Preisträger aus den Kategorien per Klick kennenlernen:
Tradition & Zukunft
Foto: STIFT/ GMM
Wenn Metalle Rost ansetzen oder Lacke spröde werden, kommt zum Reinigen traditionell das Sandstrahlen zum Einsatz. Das hat aufwändige Schutzmaß nahmen für Menschen und Umwelt zur Folge. Die jenpneumatik & Schlauchtechnik GmbH aus Jena hat eine Lösung entwickelt, die ganz ohne Quarzsand auskommt. Gemeinsam mit dem Institut für Festkörperphysik der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der RS Korrosionsschutz GmbH aus Bucha hat der Familienbetrieb ein Verfahren entwickelt, bei dem kleine Eiskügelchen die Aufgabe des Sandes übernehmen. Das Eisstrahlen hat das Potenzial, eine höhere Effizienz zu erzielen, die Prozesse zu beschleunigen und die Anwender von gesundheitsschädlichen Stäuben zu entlasten. Die entfernten Lacke müssen nur mit Vlies auf gefangen werden. Das zum Europapatent angemeldete Verfahren benötigt keinen elektrischen Anschluss und eignet sich für die Anwendung direkt an Bauwerken.
Industrie & Material
Foto: STIFT/ GMM
Datenmengen und Übertragungsgeschwindigkeiten in internationalen Netzwerken steigen kontinuierlich an. In Datencentern ersetzen Glasfaserkabel dabei zunehmend die klassischen Netzwerkkabel. Dadurch werden mehr Wandler erforderlich, die elektrische in optische Signale übersetzen. Diese Aufgabe übernehmen zunehmend photonisch integrierte Schaltkreise. Die Jenoptik Optical Systems GmbH hat mit der UFO Probe ® Card ein Bauteil entwickelt, das die schnelle Überprüfung dieser Schaltkreise auf ihre Güte ermöglicht. Ein Patent ist bereits erteilt; sieben weitere sind in verschiedenen Regionen angemeldet. Die UFO Probe® Card ist kompatibel mit bisherigen Untersuchungsgeräten und erfordert deshalb keine Neuinvestitionen. Die Herstellung erfolgt in Jena und Dresden und kann problemlos an die jeweiligen Chip-Projekte der Kunden angepasst werden.
Digitales & Medien
Foto: STIFT/ GMM
Bei vielen Mannschaftssportarten stehen Trainer gestikulierend am Spielfeldrand, erreichen die Sportler mit ihren Hinweisen jedoch oft nicht. Auch gibt es bislang noch keine Möglichkeit, Gesundheitsdaten der Sportler an die Trainer zu übermitteln. Die Coachwhisperer GmbH aus Jena hat ein System entwickelt, das aktuelle Leistungsdaten der Spieler ermittelt und überträgt, und zugleich dem Trainer die Chance gibt, seine Anweisungen auf das Spielfeld zu übermitteln. Die Technologie ermöglicht eine individuelle Betreuung, indem der Trainer in Echtzeit auf Fehler hinweisen und Ratschläge geben kann. Trainer können aber auch frühzeitig gewarnt werden, wenn ein Sportler potenziell kritische Belastungswerte erreicht und ihn somit vor Verletzungen und Langzeitschäden bewahren. Das Kommunikationssystem kann auch in anderen Branchen eingesetzt werden, in denen eine schnelle Kommunikation benötigt wird.
Licht & Leben
Foto: Heiko Hellmann
Fingerabdruckscanner kommen in immer mehr sicherheitsrelevanten Bereichen zu Einsatz. Sie können Türen öffnen oder mobile Endgeräte entsperren. Doch die bisherigen Systeme haben durch häufige Berührungen ein Problem: Oft sammelt sich Dreck auf der Sensorfläche, so dass mehrere Anläufe bis zu einem erfolgreichen Scan nötig sind. Hinzu kommt durch den Finger-Sensor-Kontakt eine mögliche Keimbelastung. Diesen Problemen setzt das Start-up IDloop GmbH aus Jena einen kompakten, kontaktlosen Fingerabdruckscanner entgegen. Ihr Produkt scannt nicht nur einen flachen Fingerabdruck, sondern nimmt das räumliche Profil der ganzen Hand auf. Der im kompakten Scanner integrierte Minicomputer errechnet in weniger als 100 Millisekunden die zweidimensionalen Fingerabdrücke, die kompatibel zum Abgleich mit bestehenden Datenbanken sind. Perspektivisch können mit Hilfe des Thüringer Unternehmens 3D-Datenbanken für eine genauere Identifizierung aufgebaut werden.
Sonderpreis für junge Unternehmen
Foto: Heiko Hellmann
Der Nachweis von Legionellen oder Salmonellen im Trinkwasser ist langwierig
und erfordert aufwändige Laboruntersuchungen. Die FluIDect GmbH will ein neuartiges Verfahren zur Marktreife bringen, das die Untersuchung von Prozessmedien in Industrieanlagen kontinuierlich ermöglicht. Der Physiker Dr. Michael Himmelhaus, der Maschinenbauer Dr. Tobias Schröter und der Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schindlbeck gründeten das Unternehmen 2021, um einen neuartigen Sensor nach jahrelanger Forschungsarbeit in erste anwendungsreife Produkte zu überführen. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen fördert das Startup, das über drei erteilte Patente verfügt und ein weiteres angemeldet hat. Das Team will sich zunächst auf Lösungen zur Untersuchung der Trinkwasserqualität, für die Fermentation oder zur Überwachung der Farbenproduktion konzentrieren. Neue Anwendungen für den medizinischen Bereich sind in der Perspektive möglich.
Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum
Foto: STIFT/ GMM
Wettersatelliten, Anlagen zur Quantenkommunikation oder die Herstellung von OLED-Displays haben eines gemeinsam: Sie alle enthalten optische Komponenten höchster Güte. Darauf hat sich die Layertec GmbH in Mellingen spezialisiert. Gründer und Geschäftsführer ist Hartmut Heyer, der sich schon früh höchste Anerkennung mit der Beschichtung optischer Komponenten erworben hat. Gleich nach der politischen Wende begann Heyer in der Garage eines Bauernhofes seine Firma aufzubauen. Heute beschäftigt die Layertec GmbH über 350 Mitarbeitende und ist weltweit eines von wenigen Unternehmen, das sowohl über eine eigene Feinoptikfertigung als auch über verschiedene Beschichtungstechnologien verfügt.
Hartmut Heyer hat sein Unternehmen mit Weitblick, Ideenreichtum und unternehmerischen Denken stetig weiterentwickelt und international bekannt gemacht. Innovative Spitzenleistungen verbunden mit Teamwork und sozialer Verantwortung stehen ganz in der Tradition Ernst Abbes.