Neue Auflagen wirken für Veranstalter wie ein Lockdown

Das Lachen dürfte den beiden Herren auf unserem Bild mittlerweile vergangen sein.

Messe- und Veranstaltungsbranche leidet erneut | Foto: Snap Art/Michael Kremer

Konnten sich Messe-Geschäftsführer Michael Kynast und Axel Wieczorek von der Agentur Says Marketing Ende September noch über ein gelungenes „Forum Berufsstart“ freuen, so müssen sie derzeit wieder mit einem de-facto-Lockdown leben. Angesichts hoher Infektionszahlen hat die Politik für die Veranstaltungsbranche mindestens die 2G-Regel verordnet.

Im Freistaat hat sich die Branche im Lockdown in der Allianz der Veranstaltungswirtschaft Thüringen (AVwT) zusammengeschlossen. Und eben die Allianz hat sich angesichts der neuen Regeln jetzt zu Wort gemeldet. Man habe „ein hohes Verständnis dafür, dass Maßnahmen zur Eindämmung des exponentiellen Wachstums unternommen werden müssen.“ Gleichzeitig stelle man aber fest, dass Maßnahmen wie 2G –verbunden mit einer Pflicht zur Mund-Nase-Bedeckung, Mindestabständen und Kapazitätsbegrenzungen – aus epidemiologischer Sicht zwar nachvollziehbar, aber wirtschaftlich nicht darstellbar seien. Die Kosten würden weiter steigen, die Einnahmen durch ausbleibende Besucher weiter sinken.

„Im Ergebnis bedeuten diese neuen und höheren Auflagen für die Veranstaltungsbranche de-facto einen weiteren Lockdown“, so Ulrike Köppel, Vorsitzende des AVwT und Geschäftsführerin der weimar GmbH. Schon vor der neuerlichen Regelverschärfung war die Veranstaltungsorganisation eine Herausforderung. Axel Wieczorek, einer der Geschäftsführer von Says Marketing und Organisator des „Forum Berufsstart“ kann ein Lied davon singen. „Auffällig waren die zahlreichen Zögerer. In den letzten 14 Tagen vor der Messe sind noch rund 40 Anmeldungen eingegangen.“ Am Ende seien es 142 Aussteller gewesen, etwa 60 bis 70 weniger als vor der Pandemie. „Hätten wir 3- oder sogar 2G-Regeln anwenden müssen, wären auch nicht so viele Besucher gekommen“, ist sich Wieczorek sicher, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Wie es weitergeht, weiß man in der Branche derzeit nicht. „Wir erwarten, dass dies von der Bundes- und Landespolitik so verstanden und mit einer Anpassung und Weiterführung der Wirtschaftshilfen begleitet wird“, so die Hoffnung von AVwT-Chefin Ulrike Klöppel. Ein Problem sei nicht zuletzt potenziell ungeimpftes Personal. Arbeitgeber könnten den Impfstatus der Beschäftigten nicht abfragen und daraus Schlüsse für die Produktionsplanung ziehen. Die Allianz fordere Maßnahmen, die nicht nur politisch opportun, sondern auch praktisch umsetzbar seien.

Allerdings zeigt die Branche in ihrer Erklärung auch ihr Realitätsbewusstsein. Die derzeitige Situation resultiere vor allem aus der ungenügenden Impfbereitschaft in noch immer zu großen Teilen der Thüringer Bevölkerung. Wenn sich die Impfbereitschaft angesichts dieser dramatischen Gesamtsituation nicht grundsätzlich ändere, verlöre die gesamte Veranstaltungsbranche mit ihren Angestellten ihre Zukunftsaussichten. Und auch an die eigenen Mitarbeitenden appelliert die AVwT: „Lassen Sie sich bitte impfen!“ (tl/sa)

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