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Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM)

Kooperation statt Konkurrenz

Trotz seines eng gestrickten Zeitplanes entschließt sich der (fiktive) Geschäftsführer eines Thüringer Mittelständlers zum ersten Mal am ThZM-Netzwerkforum teilzunehmen. Vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten fragt er sich mit einer Mischung aus Neugier und verhaltener Erwartung, ob er hier neue Impulse für sein Unternehmen gewinnen kann. Welchen konkreten Nutzen wird ihm das Netzwerkforum bringen?

Ein Gastbeitrag von Dr. Andreas Patschger.

 ThZM-Netzwerkforum 2024 Fokusgruppe C zu Gast bei DMG MORI Seebach GmbH in Seebach v.l.: Sebastian Gerecke, Dr. Andreas Patschger, Jens Wenzke, Dr. René Scharn, Michael Petry, Fabian Suckert | Foto: Sebastian Gerecke

ThZM-Netzwerkforum 2024 Fokusgruppe C zu Gast bei DMG MORI Seebach GmbH in Seebach v.l.: Sebastian Gerecke, Dr. Andreas Patschger, Jens Wenzke, Dr. René Scharn, Michael Petry, Fabian Suckert | Foto: Sebastian Gerecke

​Branchenübergreifende Unternehmensnetzwerke bieten zahlreiche positive Effekte: Ideen aus unterschiedlichen Sichtweisen treffen aufeinander und führen zu neuen Lösungen, die beispielsweise zur Steigerung der Produktivität, der Mitarbeiterzufriedenheit und der Innovationskraft im Unternehmen beitragen, Unternehmensabläufe verbessern und nicht zuletzt Kosten senken. Zudem entstehen durch neue Kooperationen gemeinsame Projekte und innovative Geschäftsmodelle.

Das Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM), welches das Netzwerkforum mit verschiedenen Fokusgruppen ins Leben gerufen hat, versteht sich als eine Art regionale Drehscheibe für Innovation, Kooperation und Wissenstransfer innerhalb Thüringens. Als Innovationspartner der Wirtschaft sieht es seine Aufgabe unter anderem in der branchenübergreifenden Vernetzung von Unternehmen, um Synergien zu bündeln und Austausch zu fördern.

Von der Idee zur Praxis – Mehr als klassisches Networking

Die Ursprünge des ThZM-Netzwerkforums liegen in der Anfangszeit der Corona-Pandemie und den darauffolgenden Lockdowns. Als unter den Unternehmern die Unsicherheit mit dem Umgang der Herausforderungen groß war, viele Fragen offenblieben und direkter Austausch nicht möglich war, kam Dr. Andreas Patschger, Leiter der Koordinierungsstelle des ThZM, die Idee des branchenübergreifenden Austauschs auf Entscheiderebene. „Ich dachte mir damals: Selbst, wenn man den Kopf in den Sand steckt, bleibt man nicht verschont. Also habe ich überlegt, welchen Beitrag wir leisten können“, er innert er sich. Die Idee wurde zur Grundlage des ThZM-Netzwerkforums und hat sich auch nach Abklingen der Pandemie als ein erfolgreicher Glücksgriff herausgestellt. Persönliche Treffen sind längst wieder möglich und bestärken den vertrauensvollen Austausch. Und die diskutierten Themen bleiben tagesaktuell, sind aber vielschichtiger geworden.

„Ein erfolgreiches Netzwerk basiert auf Vertrauen“, meint Dr. Andreas Patschger. „Dieses Vertrauen bauen wir auf, indem wir Unternehmer verschiedener Branchen, die gleiche oder ähnliche Interessen haben, zusammenbringen. Dabei ist die richtige Zusammensetzung der Teilnehmer entscheidend. Wir matchen die Teilnehmer systematisch, fördern durch gezielte Auswahl Synergien und regen produktive Diskussionen an.“ Dafür werden zunächst zentrale Interessen identifiziert wie beispielsweise Digitalisierung und Automatisierung, Energieeffizienz, Mitarbeitergewinnung, Unternehmensführung, Geschäftsmodellentwicklung oder Kundenbindung. Auf Basis dieser Themen werden jeweils fünf bis sechs Teilnehmer in so genannten Fokusgruppen zusammengebracht, die sich in regelmäßigen Abständen etwa alle zwei Monate abwechselnd in ihren Unternehmen treffen. Wichtig ist da bei auch die Begegnung in einem geschützten Raum. Denn erst in kleinen Fokusgruppen auf Entscheiderebene entsteht eine Atmosphäre, die vertrauensvolle Gespräche ermöglicht.

Wertvoll, inspirierend, zukunftsorientiert … das sagen die Teilnehmer

Das ThZM-Netzwerkforum ist mehr als nur ein Treffen von Unternehmern. Es ist eine strategische Initiative, um die Wirtschaft in Thüringen interdisziplinär zu stärken, Innovationen voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der Region nachhaltig zu erhöhen. Unternehmer, die sich aktiv beteiligen, investieren nicht nur in ihre eigene Zukunft, sondern auch in die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Thüringen.

Sebastian Gerecke, Geschäftsinhaber des IT-Dienstleistungsunternehmens ATURIS aus Nordhausen, betont: „Das ThZM-Netzwerkforum ist für mich und viele Unternehmer der Thüringer Wirtschaft von unschätzbarem Wert. Besonders hervorzuheben ist der vertrauensvolle Austausch auf Augen höhe, der wertvolle Kontakte, Ideen und branchenübergreifende Lösungen fördert. Die Möglichkeit, langfristige Kooperationen anzustoßen, ist ein großer Vorteil.“

Dr. René Scharn, Geschäftsführer der Arnstädter Werkzeug- und Maschinen bau GmbH, formuliert es so: „Das ThZM-Netzwerkforum bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit für den Austausch von Führungskräften aus produzierendem Gewerbe und Dienstleistern in Thüringen. Es fördert den Aufbau neuer Geschäftskontakte und ermöglicht intensive Dialoge über Trends und Herausforderungen sowie wertvolle Einblicke von Branchen experten, die zu Geschäftsmöglichkeiten und innovativen Partnerschaften führen.“

Kooperation in allen Größen

Tobias Bonsack, geschäftsführender Inhaber der Bonsack Präzisionstechnik GmbH aus Brotterode-Trusetal, fordert den Ausbau solcher Formate: „Netzwerkveranstaltungen sind in der aktuellen Zeit essenziell, um Problemstellungen zu bearbeiten und Zusammenarbeit zu fördern. In Thüringen, mit seiner kleinteiligen Wirtschaft, müssen kleinere Unternehmen stärker kooperieren, um bei Fachkräfteanwerbung und Kundenakquise konkurrenzfähig zu bleiben. Solche Initiativen sollten daher ausgebaut werden.“

Viktoria Rothleitner, geschäftsführende Gesellschafterin der Polytives GmbH aus Rudolstadt, bekräftigt: „In der heutigen dynamischen Geschäftswelt brauchen Unternehmerinnen und Unternehmer einen Ort für offenen, aber vertrauensvollen Austausch. Das ThZM-Netzwerkforum bietet genau diese Plattform: Hier werden Herausforderungen besprochen, Erfahrungen geteilt und gemeinsam Lösungen entwickelt – in einer respektvollen, vertraulichen Atmosphäre. Die Teilnehmenden profitieren von neuen Perspektiven, wertvollen Kontakten und dem gemeinsamen Erfahrungsschatz. Für mich ist das ein einzigartiges Angebot, das die sonstigen Netzwerke und Netzwerkveranstaltungen ideal ergänzt und mir stets wertvolle Impulse liefert.“

Wie ist es dem skeptischen Geschäftsführer ergangen, der anfänglich dem Treffen zwar neugierig, aber auch abwartend gegenüberstand? Für ihn hat es sich gelohnt, die Zeit dafür zu investieren.

Ein klarer Vorteil

Nachdem die Fokusgruppe in lockeren Abständen reihum bei allen Gruppenmitgliedern zu Gast war, hat der Geschäftsführer nicht nur ein Vertrauensverhältnis zu den anderen Teilnehmern aufgebaut und sich über die Herausforderungen im laufenden Geschäft ausgetauscht. Er nimmt darüber hinaus ganz konkrete Ideen aus anderen Unternehmen mit. So hat er beispielsweise gelernt, welche Ansätze zur Mitarbeitergewinnung die Inhaberin einer Softwareschmiede verfolgt, wie die Führungsebene eines produzierenden Unternehmens die innerbetriebliche Digitalisierung voran treibt, welche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung das energieintensive Unternehmen in der Runde ergreift und wie sein Unternehmen vom neu artigen Geschäftsmodell des Start-ups profitieren kann.

Geschichten wie diese sind keine Ausnahme. Sie sind der Kern dessen, was das ThZM-Netzwerkforum ausmacht: eine Plattform zu bieten für den interdisziplinären Austausch, um gemeinsame Herausforderungen zu meistern und innovative Projekte zu initiieren. (ap)

ThZM 3
ThZM 4
ThZM 2

Thüringer Zentrum für Maschinenbau

Ansprechpartner: Dr.-Ing. Andreas Patschger
Leiter der Koordinierungsstelle

andreas.patschger@maschinenbau-thueringen.de

Webseite: www.maschinenbau-thueringen.de

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