Automotive Thüringen fordert Neuausrichtung der Industriepolitik

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage und ihrer geopolitischen Risiken auch in Hinblick auf die Energieversorgungssicherheit sieht der Verband der Automobilzulieferer Thüringens schnellen Handlungsbedarf für Eckpunkte einer neuen Industriepolitik.

Automotive-Thüringen-Vorstandsvorsitzender Matthias Hasecke und Geschäftsführer Rico Chmelik. (Foto: Norman Hera)

Insbesondere bei gesetzlichen Vorgaben und bestehenden Regelungen in Deutschland, auch im innereuropäischen Vergleich, bewertet die hiesige Zulieferindustrie die Rahmenbedingungen zunehmend existenzbedrohend. Gesetzliche Faktoren setzen die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland unter erheblichen Druck. Die bestehenden Unsicherheiten über die künftige Ausgestaltung der deutschen Industrie- und Energiepolitik unterstützen diese problematische Lage.

Für die Zulieferindustrie und den Maschinenbau als wichtigen Ausrüster sind die im internationalen Vergleich hohen Strompreise darüber hinaus zu einer enormen Belastung geworden. Zudem ist dieser Umstand für Investitionsentscheidungen nachteilig. Deutschland muss aufpassen, dass sich seine Wettbewerbsposition im internationalen Vergleich nicht verschlechtert. Die deutsche Automobilbranche und mit ihr die Unternehmen der Zulieferindustrie tun alles, um die Krise zu überstehen. Dabei darf der Automobilstandort Deutschland nicht zusätzlich weiter belastet werden.

Für eine neue Strategie in der Industriepolitik zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland fordert der automotive thüringen e.V. deshalb folgende Rahmenbedingungen zu schaffen:

  1. Binnenmarkt ankurbeln und Marktchancen für Zulieferer erhöhen
  2. Stromkosten fair gestalten zum Schutz der Wirtschaft
  3. Steuern und Abgaben auf Energie senken
  4. CO2-Neutralität und Eigenstromerzeugung in den Betrieben unterstützen
  5. Genehmigungsverfahren vereinfachen
  6. Stärkung einer unbürokratischen, einzelbetrieblichen Technologieförderung

Die vorliegende Positionierung zu zentralen Fragen der Zukunft der Automobilindustrie ist auch der Erkenntnis geschuldet, dass, wenn Teile der Zuliefererindustrie auf der Strecke bleiben, dies erhebliche negative Folgen für das „Modell Deutschland“ hat.

Der Vorstandsvorsitzende des Brancheverbandes Automotive Thüringen e.V Mathias Hasecke sagte dazu: „In Zeiten wie diesen müssen alle industriepolitischen Optionen auf den Tisch. Wir fordern eine Neuausrichtung der Industriepolitik zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.“

Rico Chmelik, Geschäftsführer des Verbandes, ergänzt: “Nach unserer Blitzumfrage unter 190 Thüringer Zulieferunternehmen erwarten 88% der Unternehmen negative Auswirkungen auf die Energie- und Rohstoffpreise. Die mittelbaren Auswirkungen durch Beeinträchtigungen der Geschäftsbeziehungen von Logistikdienstleistern und Spediteuren führen zu weiteren, nachhaltigen Verwerfungen in der Zulieferindustrie. Viele mittelständische Betriebe sind zudem massiv belastet aufgrund von Materialengpässen und des Preisanstiegs bei Rohstoffen. Der Kostendruck bei der Energie findet auch kein Ende und stellt erhebliche Existenzbedrohungen für die Unternehmen dar.“ (em/tl).

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