Vorsichtiger Optimismus bei Thüringens Zulieferunternehmen

Trotz immer noch geltender Einschränkungen durch die Pandemie und obwohl der Strukturwandel durch die Mobilitätswende sich auch in den Unternehmen in Thüringen abzeichnet: Die Automobilzulieferer im Freistaat sind vorsichtig optimistisch.

Trotz Corona und Strukturwandel | Foto: Quelle: Automotive thüringen e.V.

Rico Chmelik, Geschäftsführer des Branchenverbandes automotive thüringen (at): „Die Erwartungen für 2021 sind insgesamt von Zuversicht der Unternehmen getragen. Anders als befürchtet geht eine deutliche Mehrheit der Unternehmen davon aus, nicht in Liquiditätsprobleme zu geraten. Und ebenfalls eine deutliche Mehrheit erwartet, dass ihre Beschäftigtenzahlen konstant bleiben oder sich sogar erhöhen werden.“

Die wirtschaftlichen Folgen der noch anhaltenden Corona-Pandemie werden erst schrittweise zutage treten. Industrieunternehmen sind nicht von einem Lockdown betroffen und können produzieren. Aber der Weg zu einer neuen Normalität ist noch weit. Unter diesen Rahmenbedingungen hat das Branchennetzwerk im Februar 2021 bei 190 Zulieferern mit insgesamt 55.000 Beschäftigten zur aktuellen Situation und den Erwartungen für das Jahr 2021 eine Umfrage durchgeführt. Die Rückmeldungen der befragten Thüringer Automobilzulieferer vermitteln die Zuversicht, dass die Mehrzahl der Unternehmen die gegenwärtige Krise gut überstehen wird.

Befragt wurden Zulieferer, Dienstleister und Engineering-Partner. Mehr als 70 Prozent der Rückmeldungen kommen von produzierenden Zulieferunternehmen, davon sind ca. 60 Prozent kleine und mittlere Unternehmen.

Ein Drittel der Unternehmen verzeichnet im Januar und Februar 2021 bereits wieder einen Umsatz, der auf dem Niveau der entsprechenden Vorjahresmonate (vor Corona) liegt. Vor diesem Hintergrund überrascht nicht, dass mehr als 60 Prozent der Unternehmen keine Kurzarbeit mehr benötigen.

Anders als befürchtet gehen mehr als 80 Prozent der Unternehmen davon aus, nicht in Liquiditätsprobleme zu geraten. Und ebenfalls 80 Prozent der Unternehmen erwarten, dass ihre Beschäftigtenzahlen konstant bleiben oder sich sogar erhöhen werden.

Dieses unerwartet positive Ergebnis bei der Liquidität wird neben einer guten Umsatzentwicklung auch durch die Einhaltung der Zahlungsziele durch die Kunden gestutzt, die über 80 Prozent der Unternehmen ausdrücklich bestätigen. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen erwarten, dass in den nächsten 6 bis 12 Monaten das Vorkrisen-Niveau in der Produktion wieder erreicht werden kann. Etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen stellt sich hingegen auf eine Erholungsphase von mehr 12 Monaten ein.

At-Geschäftsführer Rico Chmelik ergänzt: „Wie schon in unseren letzten Umfragen bestätigen zudem 72 Prozent der Unternehmen Aufträge für die Produktion von Elektrofahrzeugen. Diese Umsatzkomponente ist von hoher Bedeutung, da Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben mit eher rückläufigen Stückzahlen verbunden sind, während die Elektromobilität boomt. 65 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass im Jahr 2021 weitere Umsatzsteigerungen durch Elektrofahrzeuge zu erwarten sind. Die mangelnde Personalverfügbarkeit trübt darüber hinaus die Geschäftserwartungen. Die Personalverfügbarkeit ist und bleibt eines der größten Handlungsfelder. 40 Prozent der Unternehmen weisen darauf hin, dass heute schon offene Stellen in ihren Unternehmen nicht besetzt werden können. Dies ist ein beunruhigendes Ergebnis.“

Als Ursachen für diese Entwicklung nennen die Unternehmen Fachkräfte- und Bewerbermangel und insbesondere fehlende Qualifikationen. Dieser Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden wird sich nach Meinung der Unternehmen bis zum Jahr 2025 eher noch verstärken. (em/tl)

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