Digitalisierung – Chance und Risiko für den Klimaschutz

Die Digitalisierung ist für den Klimaschutz Chance und Risiko zugleich: Einerseits spielen digitale Technologien bei der Umsetzung der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende eine zentrale Rolle.

Wechselwirkungen zwischen den Megatrends unserer Zeit | Foto: peach_fotolia – stock.adobe.com

Andererseits ist Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) selbst in wachsendem Maße für den Anstieg des weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase (THG) verantwortlich. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Öko-Instituts und des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) zu den Wechselwirkungen zwischen den beiden Megatrends Digitalisierung und Klimaneutralität.

Danach werden digitale Technologien beim klimagerechten Umbau von Energieversorgung, Industrie, Verkehr und Wohnen eine hohe Bedeutung beigemessen. So bei der Integration von Erneuerbaren Energien in das Stromversorgungssystem, beim Einsatz smarter Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik zur Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen in Gebäuden und Produktion oder bei der Minderung von verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen durch die verstärkte Nutzung von Videokonferenzen. Gleichzeitig führt die steigende Ausstattung von Wirtschaft und Haushalten mit digitalen Endgeräten sowie der Betrieb von Rechenzentren und Datenübertragungsnetzen selbst zu steigendem Energieverbrauch. So liegt der jährliche Strombedarf für die Nutzung digitaler Technologien in Deutschland aktuell bei ca. 45 bis 50 Terrawattstunden, was einem Anteil am jährlichen Stromverbrauch von acht bis neun Prozent des Jahres 2019 entspricht. Der THG-Ausstoß durch die Digitalisierung in Deutschland wird gegenwärtig auf mindestens 34 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr geschätzt, so viel wie etwa der gesamte THG-Ausstoß des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Neben der Nutzung spielen hier auch die Herstellung der digitalen Endgeräte und die Infrastruktur eine Rolle.

Zwiespältig fällt die THG-Bilanz von Arbeit im Homeoffice aus: Die Studie zeigt, dass mobiles Arbeiten nicht per se klimafreundlicher als die Präsenzarbeit im Büro ist, sondern von der IKT-Gerätausstattung im Homeoffice, dem dabei genutzten Arbeitsraum sowie die Art des substituierten Verkehrsmittels abhängig ist. Je weniger energieintensive digitale Endgeräte im Einsatz sind sowie Räume zusätzlich beheizt werden müssen und je mehr individuelle Autofahrten ins Büro vermieden werden, desto höher ist das Einsparpotenzial bei Treibhausgasen. Dementsprechend reicht die Spanne des individuellen CO2-Fußabdrucks im Homeoffice je nach Geräte-Ausstattung und Ausgestaltung von 95 bis 443 Kilogramm pro Jahr.

Auf Seiten des Arbeitgebers sind selbst bei einem hohen Homeoffice-Anteil langfristig nennenswerte THG-Einspareffekte erst bei einem Abbau von parallelen Arbeitsplatzinfrastrukturen zu erwarten. (em/tl)

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