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Innovationen aus Südthüringen
für die Industrie von morgen
Ressourceneffiziente Werkzeug- und Fertigungstechnologien im Fokus
Die Werkzeugindustrie steht heute vor der Aufgabe, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu vereinen. Steigende Energie- und Rohstoffpreise, strengere Umweltauflagen und der internationale Wettbewerbsdruck erfordern neue Wege in Entwicklung und Nutzung von Zerspanungswerkzeugen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, das Rückgrat der Thüringer Industrie, müssen ihre Prozesse effizienter und ressourcenschonender gestalten.
Foto: GFE
Im Mittelpunkt stehen drei Handlungsfelder: die Optimierung von Zerspanungsprozessen, die Weiterentwicklung von Beschichtungstechnologien und die intelligente Gestaltung von Werkzeugen und Fertigungsprozessen. Erfahrungen aus Projekten der GFE Schmalkalden zeigen, dass in diesen Bereichen erhebliche Potenziale zur Steigerung von Produktivität und Nachhaltigkeit liegen.
Werkzeuge sind die Basis fast aller industriellen Fertigungsprozesse. Ihre Leistungsfähigkeit entscheidet über Qualität, Prozessstabilität, Geschwindigkeit und Kosten. Gleichzeitig ist ihre Herstellung und Nutzung energieintensiv. Ressourceneffizienz bedeutet daher, Werkzeuge so zu entwickeln, dass sie länger nutzbar sind, weniger Energie benötigen und optimal an Prozesse angepasst werden.
Gerade in der Zerspanung lassen sich durch Optimierungen bei Werkzeuggeometrie und -beschichtung deutliche Einsparungen erzielen. Digitale Zwillinge und Simulationen ermöglichen es darüber hinaus, Werkzeuge virtuell zu testen, Entwicklungszeiten zu verkürzen und Materialverbrauch zu senken. Moderne Beschichtungen verlängern Werkzeugstandzeiten und verbessern die Leistung auch unter schwierigen Zerspanungsbedingungen. Neue Verfahren basieren auf ressourcenschonendem Energieeinsatz und nachhaltigen Materialien und erlauben eine gezielte Anpassung von Prozessen an aktuelle Fertigungsanforderungen. Fachlich korrekt aufbereitete Werkzeuge im sogenannten Reprocessing tragen zur Kreislaufwirtschaft bei, senken Material- und Energiekosten und erzielen einen messbaren Nachhaltigkeitseffekt.
Sensorisch ausgestattete Werkzeuge liefern während der Bearbeitung Daten zu Belastungen, Temperaturen oder Verschleiß. Diese Informationen fließen in die Prozesssteuerung ein, ermöglichen vorausschauende Wartungen (Predictive Maintenance) und steigern Produktivität wie Ressourceneffizienz. Durch Digitalisierung lassen sich ganze Fertigungsketten optimieren. Damit wird die Werkzeugindustrie zu einem Vorreiter auf dem Weg zu nachhaltigen Produktionsprozessen.
Ein weiterer Schlüssel zur Steigerung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit liegt in der Automatisierung. Die GFE Schmalkalden setzt dabei auf moderne Cobot- und Handling-Systeme, die flexibel in bestehende Fertigungsprozesse integriert werden. Kollaborative Roboter übernehmen monotone oder körperlich belastende Aufgaben, arbeiten Hand in Hand mit Fachkräften und erhöhen so Prozesssicherheit wie Produktivität.
Automatisierte Handling-Lösungen ermöglichen einen durchgängigen Prozess, reduzieren Rüstzeiten, steigern die Auslastung von Maschinen und erhöhen die Prozessstabilität. Durch die Kombination mit digitalen Assistenzsystemen, KI-gestützter Prozessüberwachung und adaptiver Steuerung auf Basis modernster IIoT-Schnittstellen entsteht eine hochflexible automatisierte Fertigungsumgebung, die nicht nur Kosten senkt, sondern auch Qualität, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Industrie verbessert.
Ministerpräsident Mario Voigt zu Besuch bei der GFE | Foto: TSK/Jacob Schröter
Neubau „Zentrum für Digitale Produktion“
Die GFE Schmalkalden investiert in die nächste Entwicklungsstufe, den Neubau des „Zentrums für Digitale Produktion“. Dort entstehen modernste Forschungs- und Produktionsumgebungen, die additive und hybride Fertigung, digitale Zwillinge, KI-gestützte Prozessanalysen, flexible Robotik und sensorbasierte Maschinenparks mit hochgenauer Messtechnik vereinen. Ziel ist, kleinen und mittelständischen Unternehmen praxisnahe, kundenbezogene und smarte Lösungen für die digitale Transformation bereitzustellen sowie Wissenstransfer, Innovationskraft und Effizienz zu stärken.
Darüber hinaus ist ein Smart Innovation Hub geplant. Er soll Start-ups und MINT-Nachwuchstalenten Zugang zu Hightech-Laboren, Maschinen und Produktionstechnik sowie Forschungsnetzwerken bieten. So entsteht ein Innovationsökosystem basierend auf dem Wissenstransfer aus der GFE und ihrem Umfeld, das Gründer und künftige Fachkräfte hervorbringt, Markteintritte erleichtert und die regionale Wertschöpfung stärkt.
Besuch des Thüringer Ministerpräsidenten
Am 13. August 2025 durfte die GFE Schmalkalden den Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt im Rahmen seiner Sommertour begrüßen. Im Mittelpunkt standen Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über Innovationen, Forschung und die Zukunft der regionalen Wirtschaft. Dabei stellte die GFE ihre aktuellen Projekte, Best-Practice-Lösungen und Technologien vor. Besonderes Interesse galt dem entstehenden „Zentrum für Digitale Produktion“. Geschäftsführer Martin Voigt und Jens Neumann dankten Ministerpräsident Voigt für den offenen Austausch und die Wertschätzung der industrienahen Forschung – ein wichtiges Signal für die Stärkung Thüringens als souveränen Technologiestandort.
Save the Date: 16. Schmalkalder Werkzeugtagung mit Tag der offenen Tür
Die Entwicklungen der Branche bilden den Rahmen der 16. Schmalkalder Werkzeugtagung am 26. und 27. November 2025. Unter dem Motto „Ressourceneffiziente & wirtschaftliche Werkzeugentwicklung, -fertigung und -nutzung“ laden die GFE Schmalkalden e.V., der Fachverband Präzisionswerkzeuge im VDMA und die Hochschule Schmalkalden herzlich ein.
Namhafte Referenten präsentieren Entwicklungen und Forschungsergebnisse zu:
– Herausforderungen in der Zerspanung
– Nachhaltige Beschichtungstechnologien
– Prozess- und Werkzeuggestaltung im digitalen Zeitalter
Ein besonderes Highlight ist die Live-Präsentation neuester Werkzeuge und Technologien im Versuchsfeld der GFE am zweiten Veranstaltungstag.
Am 27. November 2025 von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr öffnet die GFE Schmalkalden beim Tag der offenen Tür ihre Forschungs- und Fertigungsumgebung für die Öffentlichkeit. Gäste erhalten spannende Einblicke in Ausbildungsinhalte, erleben Mitmachaktionen und können moderne Berufsbilder der Werkzeugbranche kennenlernen – ein Angebot besonders für junge und innovative Talente von morgen.
Die Werkzeugindustrie steht an einem Wendepunkt: Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit entscheiden über Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem Zentrum für Digitale Produktion und dem geplanten Smart Innovation Hub schafft die GFE Schmalkalden die Basis, um Industrie und Start-ups gleichermaßen zu unterstützen.
Die 16. Schmalkalder Werkzeugtagung und der begleitende Tag der offenen Tür bieten die Chance, Zukunftsthemen praxisnah zu erleben. Die GFE freut sich, im November viele Interessierte in Schmalkalden begrüßen zu dürfen und lädt sie ein, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Damit möchte die GFE Schmalkalden einen Beitrag zur Stärkung Thüringens, Deutschlands und der Hightech-Agenda leisten!
Das ausführliche Programm und Möglichkeiten zur Anmeldung finden Sie unter: www.werkzeugtagungschmalkalden.de
