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Hier ist Dr. Chatbot, was kann ich für Sie tun?

Künstliche Intelligenz oder persönliche Beratung

Viele Menschen ziehen inzwischen das Internet zu Rate, wenn es um medizinische Fragen geht. Welches Medikament hilft gegen Kopfschmerzen und was könnte hinter einem hartnäckigen Husten stecken?

Dr. Chatbot

Fotoquelle: phonlamaiphoto – stock.adobe.com

Das Phänomen bei allen Problemen zunächst das Internet zu befragen, spiegelt die aktuelle gesellschaftliche Situation wider. Einerseits sehnen sich die Menschen nach mehr persönlichen Kontakten. Andererseits lösen die kleinen digitalen Helferlein bei vielen Usern Begeisterung aus. Chat – GPT ist nur das jüngste Beispiel dafür, welche Faszination die Künstliche Intelligenz (KI) hat.

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse bietet seit Kurzem ihren ersten eigenen Chatbot für Fragen rund um die elektronische Patientenakte an. „Das Anbieten und Nutzen von Textrobotern steht nicht im Widerspruch zu persönlichem Service, sondern ist vielmehr eine sinnvolle Ergänzung“, meint die Ärztin Dr. Sonja Hermeneit. Sie analysiert für die Kasse Chatbots und andere neue Technologien unter medizinischen Gesichtspunkten. Eine Umfrage unter deren Versicherten habe bereits gezeigt, dass digitale Kommunikationskanäle immer beliebter werden: 43 Prozent halten es demnach für wahrscheinlich, in Zukunft für bestimmte Anliegen einen Chatbot zu kontaktieren. Bei den 18- bis 39- jährigen Versicherten ist es sogar jeder Zweite.

Für gesundheitliche Fragen gibt es viele Möglichkeiten, sich persönlich beraten zu lassen. Bei den Krankenkassen, in Arztpraxen oder Apotheken erhält man fachkundigen Rat. „Viele Menschen wollen sich aber in Ruhe selbst belesen und informieren, bevor sie in ein Gespräch gehen oder manchmal nur kurz prüfen, ob sie etwas aus einer medizinischen Beratung richtig in Erinnerung haben“, weiß Dr. Hermeneit aus eigener Erfahrung. Die große Menge an Suchergebnissen im Internet sei für Patientinnen und Patienten aber oft schwer einzuordnen. „Da wirken neue Technologien wie Chatbots verlockend, da sie die Fülle an Informationen scheinbar schnell und einfach zu Antworten zusammenfassen“, erklärt die Ärztin. Doch es sei Vorsicht geboten: Denn wie gut und zuverlässig die Antworten eines Textroboters sind, hängt davon ab, mit welchen Daten er trainiert wurde. Wichtig ist deshalb zu wissen, dass Chatbots zwar leicht verständliche Informationen und Handlungsempfehlungen liefern können, aber keine individuelle Diagnose erstellen können, geschweige denn einen daran anknüpfenden Therapieplan.

Persönlicher Service bedeute auch, die digitale Gesundheitskompetenz der Versicherten zu fördern, sagt die Ärztin. Patientinnen und Patienten müssten die Fähigkeit entwickeln, relevante Informationen zu filtern, zu verstehen und zu erkennen, wann es zusätzlich notwendig ist, Fachleute zu kontaktieren. Patientinnen und Patienten wollen selbstbestimmt mitentscheiden. Damit sie das in unserem komplexen Gesundheitssystem mit einer Vielzahl von Versorgungsangeboten tun können, müsse man sie individuell unterstützen. (tl)

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