Nachhaltigkeit im Lieferantenrating: von der Kür zur Pflicht

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein ‚nice-to-have‘ Imageaspekt.

Rat von der Expertin | Foto: Rittweger

Bereits jetzt stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung im Rahmen der Lieferantenbewertung ihre Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit unter Beweis zu stellen, um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Eine positive Entwicklung, die sich, wenn nicht schon heute, dann sehr bald auch auf die Industrie sowie kleine und mittelständische Unternehmen in Thüringen auswirken wird. Ein Gastbeitrag von Manuela Lewerth, RITTWEGER und TEAM GmbH.

Unternehmen haben ein großes Potenzial, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Dabei bilden Frameworks auf verschiedenen politischen Ebenen die Rahmenbedingungen. Auf der Ebene der Vereinten Nationen sind hier die SDGs (Sustainable Development Goals) für eine nachhaltige Entwicklung zu nennen, sowie der UN-Global-Compact, zu dessen zehn universellen Prinzipien sich bereits viele Unternehmen bekannt haben. Auf europäischer Ebene gibt der European Green Deal den Weg vor.

Um Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil zu nutzen und im Lieferantenrating gut abzuschneiden, ist Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen unerlässlich. Dabei geht es nicht um Green Washing, sondern um nachweisbare Entwicklungen basierend auf Zahlen und Fakten. Ein guter Grund für eine Nachhaltigkeitsberichterstattung, auch wenn das Unternehmen nach gesetzlichen Vorgaben nicht dazu verpflichtet ist. Die Global Reporting Initiative und der Deutsche Nachhaltigkeitskodex bilden die Grundlage für eine vergleichbare und belastbare CSR-Berichterstattung im Unternehmen. (CSR: Corporate Social Responsibility, dt: gesellschaftliche Unternehmensverantwortung; d.
Red.)

Mit dem Lieferkettengesetz gewinnt die Lieferantenbewertung an Bedeutung, da sie der Gewährleistung einer nachhaltigen Lieferkette dient. Schon heute greifen viele Unternehmen zur Prozessvereinfachung auf universelle Nachhaltigkeitsratings wie zum Beispiel ecovadis zurück. Die Entwicklung beziehungsweise Transformation einzelner Unternehmen und ganzer Lieferketten wird dort anhand von messbaren KPIs bewertet. (KPI: Key Performance Indicators sind Leistungskennzahlen, an denen der Erfolg einer unternehmerischen Aktivität oder auch der Erfüllungsgrad eines bestimmten Ziels gemessen werden kann, d. Red.) Eine Bilanzierung der Treibhausgasemissionen nach dem Greenhouse Gas Protokoll als Beispiel aus dem Umweltbereich spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten und Ethik.

Eines sollte uns allen klar sein: Um einen Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft kommen wir nicht herum – kein Unternehmen. Nachhaltigkeit in der eigenen Lieferkette und eine nachhaltige Entwicklung im Unternehmen wird eine Entscheidungsgrundlage für die Aufnahme oder den Fortbestand der Geschäftsbeziehungen bilden. Das gilt nicht nur für den Absatzmarkt, sondern auch für Investierende und Banken. Dafür sorgen Maßnahmenpakete wie die EU Taxonomie.

Derzeit mag Nachhaltigkeit noch ein Wettbewerbsvorteil sein. Ein systematisch auf Basis von KPIs nachgewiesener Transformationsprozess hat Einfluss auf das Lieferantenrating und ist damit bald nicht mehr die Kür, sondern die Pflicht. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen in Thüringen besser heute als morgen mit diesem Thema auseinandersetzen. (ml)

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