Der Tobiashammer – ein Stück Industriegeschichte

 

Wer hätte gedacht, dass sich in Ohrdruf ein Stück Industriegeschichte findet, dessen Historie sogar bis ins späte Mittelalter zurückreicht – der Tobiashammer.

Der Tobiashammer ist eine große wasserkraftgetriebene Schmiedehammeranlage in Ohrdruf, die auf das Jahr 1482, also bis ins ausgehende Mittelalter zurückgeht. Seit 1983 ist der Tobiashammer ein technisches Denkmal und Museum – und sehenswert allemal.

Die erste Hammerschmiede wurde vermutlich 1482 am Lauf der Ohra gebaut. 1592 wurde die Anlage von Tobias Albrecht gekauft. Seitdem wird sie nach ihm Tobiashammer genannt. Die Hammeranlage bestand ursprünglich aus drei mächtigen Eisenhämmern, die durch die Kraft eines Wasserrades gehoben wurden.

Produziert wurden hier Eisenwaren wie Sensen, Sicheln, Pflugschare, Lanzen und Schwerter. Später kam die Kupferverarbeitung hinzu, es wurden Waschkessel (Waschzuber), Kesselpauken, Brauereigeräte, Töpfe, Kannen und Pfannen hergestellt. Wissenswert: Die bis spät in das 20. Jahrhundert hergestellten Kesselpauken wurden „aus einem Stück“ Kupfer unter dem sogenannten Schwanzhammer ausgetrieben und setzen bis heute in Sachen Klang Maßstäbe, sagen Fachleute.

Der Tobiashammer – ein Stück Industriegeschichte | Foto: Wikipedia

Die Schauanlage umfasst heute fünf funktionstüchtige Fallhämmer, ein Walz werk, Poch- und Schleifwerk sowie Glutöfen. Die Anlagen werden nach wie vor von vier Wasserrädern angetrieben.

Seit 1988 beherbergt der Tobiashammer außerdem eine der größten Dampfmaschinen Europas: eine Zwillings-Tandem-Reversier-Großdampfmaschine, gebaut 1920, mit einer Gesamtmasse von 305 Tonnen und einer Leistung von 12.000 PS. Sie stammt aus der ehemaligen Maxhütte Unterwellenborn und wurde 1985 stillgelegt. Voll funktionstüchtig wird sie zu Führungen in Betrieb genommen.

Eine Besonderheit stellt das seit der Eröffnung 1983 jährlich stattfindende Schmiede-Symposium dar, wie zum Beispiel 2009 die „Hommage an Fritz Kühn“ mit Kunstschmieden aus drei Kontinenten. Im Lauf der Jahre schufen hier viele bekannte Kunstschmiede und Metallbildhauer ihre Werke, von denen viele noch heute als Skulpturenpark den Außenbereich verschönern. (em/tl)

Share This