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PETKUS Technologie GmbH
Seit 170 Jahren traditionell Weltspitze
Im Jahr 1852 begann am Fuße der Hörselberge eine Erfolgsgeschichte. PETKUS Gründer Christian Friedrich Röber startet in seiner Schmiedewerkstatt mit Ackerwagen, Pflügen und Häckselmaschinen. Aber er produziert auch bereits sogenannte Kornsiebe. Damit war im umfassenden Wortsinn die Saat für ein Unternehmen gelegt, das heute die Weltspitze seiner Branche verkörpert.
Im Jahr 1852 begann am Fuße der Hörselberge die Erfolgsgeschichte der PETKUS Technologie GmbH. | Foto: PETKUS Technologie GmbH
PETKUS war schon immer eine Ideenschmiede. Innovationen sind das historische Erbe der langen Firmengeschichte. Sie sind zur PETKUS-DNA geworden:
Angefangen mit dem Bau der weltweit ersten Reinigungsmaschine bis zum heutigen MultiCoater, der gleichzeitig beizen und trocknen kann. Erfahrung und Wissen, aber auch der Mut, Altes zu überdenken und neue Ideen zu leben, prägen die Firma PETKUS.
Ein paar historische Meilensteine:
Die Söhne Carl und Rudolf Röber übernehmen 1883 die väterliche Firma und spezialisieren sich auf den Bau von Saatgutreinigungsmaschinen. Auf der Kundenliste steht neben dem Kaiserhaus auch ein gewisser Ferdinand von Lochow, Rittergutbesitzer im kleinen Örtchen Petkus im heutigen Brandenburg. Das war der Züchter des Petkuser Saatroggens, der seinerzeit Weltruf genoss. Die Gebrüder Röber wollten davon profitieren und ließen sich den Namen in weiser Voraussicht schützen. Der Petkus-Reiniger wird zur Legende. Sie erhalten weltweit zahlreiche Patente, die sich zum Teil noch heute in den Schlüsseltechnologien wiederfinden. In den Folgejahren steigern die beiden Brüder die internationalen Verkaufsaktivitäten des Unternehmens, insbesondere den Export von Reinigungsmaschinen nach Russland. Um die Jahrhundertwende werden die Maschinen aus Wutha in ganz Europa mit höchsten Auszeichnungen bedacht.
Nach dem Zweiter Weltkrieg wurde das Unternehmen verstaatlicht. Firmenerbe Paul Röber und sein kaufmännischer Geschäftsführer Albert Scholze führten die Tradition unter dem Namen RÖBER GmbH in Minden/Westfalen fort. In Ostdeutschland wird der Betrieb als VEB PETKUS Landmaschinenwerk Wutha/Thüringen geführt.
Ein Zufall lässt die Tradition wieder aufleben
Aber mit der politischen Wende sollten auch hier schwere Zeiten anbrechen. Dass die Tradition als Familienunternehmen überhaupt wieder aufleben konnte, ist einem Zufall zu verdanken. Mark Scholze, Nachfahre des Albert Scholze, war als Unternehmensberater und Privatisierer im Auftrag der Treuhand in Thüringen unterwegs – und verfuhr sich. Plötzlich stand er vor einem imposanten Firmengebäude, das sich als dasjenige entpuppte, das sein Großvater seinerzeit verlassen musste. Scholzes Interesse war geweckt. 1994 privatisiert er PETKUS mit Investoren aus der Branche, um die Tradition der Familie und der Firma weiterzuführen und führt Röber und PETKUS am Standort Wutha-Farnroda wieder zusammen.
PETKUS ist heute ein weltweit tätiges Unternehmen mit über 350 Mitarbeitenden in 23 Vertriebs-, Service- und Engineering-Zentren. In den vergangenen 40 Jahren wurden mehr als 200.000 Reinigungsmaschinen und mehr als 2.000 Saatgutaufbereitungslinien installiert. In den letzten zehn Jahren wuchs das Unternehmen im Durchschnitt zweistellig. PETKUS steht heute für eine Gruppe von Technologie-, Innovation-, Engineering- und Service-Unternehmen. Diese Gruppe spiegelt die Kernkompetenzen wider und bürgt da für, dass individuelle, kundenspezifische und ganzheitliche Lösungen optimal erarbeitet und entwickelt werden: von der Investitionsplanung über die Technologie-Konzept-Entwicklung und die Lieferung bis hin zur schlüsselfertigen Inbetriebnahme mit Schulung.
Mark Scholze erläutert die Werte seiner Firmenphilosophie: „Unsere Technologie-Innovation-Engineering-Service Strategie wird mit dem Begriff „T-I-E-S“ zusammengefasst und soll – dem Namen entsprechend – auch die grundlegende Werte-Basis unserer Kundenbeziehungen definieren. Der Begriff steht gleichermaßen für Verbindung und Beziehung, aber auch für Verpflichtung und Verantwortung unseres Tuns gegenüber unseren Kunden.“
Das Firmenmotto lautet „Strong Seed. Healthy Grain“.
Jedes einzelne Saatkorn in Echtzeit analysieren. Jedes Korn individuell trocknen, reinigen, sortieren, beizen. Saatgut, Konsumgetreide und Futtermittel Korn für Korn behutsam, präzise und effizient aufbereiten und verarbeiten. Das alles können PETKUS Produkte und -Technologien. Dabei spielen optische Prüfungen, die jedes einzelne Saatkorn scannen und in gut und schlecht sortieren, eine zunehmende Rolle. Das Unternehmen setzt zudem auf innovative biologische Verfahren und modernste Sensorik. Diese ausgeklügelten Prozesse bringen widerstandsfähiges Saatgut hervor.
Das gilt übrigens nicht nur für Getreide, sondern für jegliche Samen. „Das geht bis zur Größe eines Staubkorns“, macht Mark Scholze die Komplexität dieser Verfahren deutlich. Forschung und Entwicklung ist bei PETKUS die Aufgabe des Röber Instituts, das nach dem Firmengründer benannt ist. Hier forschen Ingenieure und Wissenschaftler aus unterschiedlichen technisch-wissenschaftlichen Bereichen an neuen optischen Sortierverfahren, strömungstechnischen Komponenten und neuen Coating- und Hygienisierungsverfahren.,
Eines der innovativsten Unternehmen Ostdeutschlands
PETKUS produziert zu 95 Prozent für den Export. Da ist der fachliche Austausch mit Anwendern aus aller Welt besonders wichtig. Mark Scholze nennt das „Wissen dezentral sammeln“. Auf regelmäßig stattfindenden Events der PETKUS Academy finden dann entsprechende Schulungen statt. Dass PETKUS zu den innovativsten Unternehmen Ostdeutschlands zählt, hat sich im Land herumgesprochen. Im Frühjahr konnte Mark Scholze den Wirtschaftspreis „VORSPRUNG 2022“ für hohes innovatives Unternehmenspotenzial entgegennehmen.